Nachhaltige Immobilien bieten erwiesenermaßen gute Vermögenswerte und Mieterträge. Doch wie kann eine Bepflanzung von Außenflächen diesen Effekt und damit ihre Attraktivität im Markt steigern? In der aktuellen Ausgabe des Valdivia Newsroom beleuchten wir die Möglichkeiten, mit einem „XXGreen-Konzept“ nicht nur Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu stärken, sondern auch die Nutzungsqualität und den Wert von Immobilien zu steigern. Wie schon bei den Dingbats und dem Büroleerstand rückt damit diesmal das Produkt selbst in den Fokus unserer Tipps zur Immobilienvermarktung.
Green Building: Chancen und Hürden
Wie ist der Stand beim „Grünen Bauen“? Ansätze wie das Heizungsgesetz, Passivhäuser und das Bauen mit Holz weisen in die richtige Richtung. Dennoch scheint die Gesamtentwicklung aktuell noch eher verhalten1:
- 2024 generierte Nachhaltigkeit zwar immer noch eine leicht steigende Nachfrage und positive Wertentwicklung. Insgesamt spielte dieser Faktor jedoch bei der Bewertung und Erträgen von Immobilien und Bauprojekten nicht die erwartete, überragende Rolle.
- Als größte Hürden nannten die Studienteilnehmer:innen die hohen Initialkosten für eine nachhaltige Bauweise und entsprechende Materialien. Ein weiterer Hemmschuh ist das Fehlen geeigneter Fachleute und Qualifikationen, gefolgt von fehlenden oder hinderlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Grüner Mehrwert, brauner Rabatt
Nach wie vor gibt es viele gute Gründe für Investitionen in „Grüne Immobilien“. Denn sie helfen nicht nur dem Klimaschutz. Eine Studie2 von ImmoScout24 und des Bundesverbandes energieeffiziente Gebäudehülle e.V. (BuVEG) aus dem Jahr 2022 zeigt, dass energieeffiziente Gebäude auch besonders rentabel sind:
- Immobilien mit einem geringen Energieverbrauch erzielten durchschnittlich 22 % höhere Verkaufspreise als Vergleichsobjekte mit schlechter Gebäudehülle. In der Spitze wurden bis zu 35 % erreicht.
- Besonders gute Vergleichswerte erreichten energieeffiziente Objekte in zwei Altersklassen: Altbauten bis Baujahr 1949 mit 25 % höherem Wert und Neubauten aus den Jahren 1991 bis 2018 mit 23 % höherem Wert.
Ausgewertet wurden 155.000 Wohnobjekte und nach Lage (Stadt, Umland, ländliche Region) sowie Baualtersklassen miteinander verglichen. „Energieeffizient modernisierte Gebäude sind nicht nur ausschlaggebend für deutlich mehr Klimaschutz. Sie sind ein maßgeblicher Faktor zur Wertsteigerung einer Immobilie“, fasste Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des BuVEG das Ergebnis zusammen.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die bereits erwähnte RICS-Studie1: Fast die Hälfte der Teilnehmer:innen beziffert den Mehrwert nachhaltiger Gebäude höher als den vergleichbarer, nicht-nachhaltiger Objekte; gleiches gilt laut 44 % für entsprechende Mieterträge. Bemerkenswert ist auch, dass ca. ein Drittel der Teilnehmenden zwar keine Aufschläge für Nachhaltigkeit berechnet, jedoch für nicht-nachhaltige Immobilien einen „braunen Rabatt“ auf Wert oder Mieten veranschlagt.
Blühende Aussichten im Vertikalen Garten
Eine neue Dimension der Nachhaltigkeit erwächst aus der Idee einer Bepflanzung von Dächern und – besonders markant – Fassaden. Diese äußere Begrünung ergänzt vor allem bereits nachhaltig ausgelegte Immobilien zu einem „XXGreen-Objekt“ – mit zahlreichen, geldwerten Vorteilen3/4:
- als architektonische Aufwertung, z. B. durch eine optische Hervorhebung von Fassadenteilen, zur Gliederung bzw. Individualisierung des Baukörpers sowie die Schaffung von Naturräumen für Balkone und Loggien;
- als zusätzliche Wärmedämmung bei hohen wie niedrigen Außentemperaturen sowie durch die Minderung der Windkühlung;
- als Lärmschutz, Regenspeicher und durch Verbesserung der Biodiversität;
- als natürlicher Schutzschild gegen Schlagregen, Hagel und UV-Strahlung;
- als biophiler Faktor für mehr Lebensqualität und Wohlbefinden bis hin zu physiologischen Wirkungen wie Senkung des Blutdrucks und Stressminderung für Nutzer:innen.
XXGreen erhöht nicht nur den Gebäudewert und optimiert die Energie- und Betriebskostenbilanz, sondern verleiht der Immobilie auch ein attraktives, nachhaltiges Image. Besonders die Vermarktung der Immobilie profitiert von der positiven Ausstrahlung eines „vertikalen Gartens“. Zwar gibt es bislang noch zu wenige solcher Gebäude für direkte Vergleiche, doch eine niederländische Studie5 zeigt bereits vielversprechende Ergebnisse: Begrünte Außenfassaden an Ladengeschäften ziehen mehr Kundschaft an und können den Umsatz um bis zu 12 % steigern.
So wachsen Ihre Chancen mit XXGreen
Die großflächige Begrünung von Dach und Fassade ist eine wertvolle Investition in die Zukunft einer Immobilie, die sich langfristig durch zahlreiche Vorteile auszahlt. Zwar ist anfangs ein gewisser Mehraufwand nötig – zum Beispiel für geeignete Behälter, eine Wasserversorgung für Trockenperioden und ein Budget für die regelmäßige Grünpflege. Im Bestand muss gegebenenfalls ein neuer, wurzelfester Außenputz aufgebracht werden, um die Bausubstanz optimal zu schützen. Doch es gibt bereits Projekte, die dazu gezielt kostengünstige Lösungen erforschen wie das der Frankfurter DGJ Architektur für die Genossenschaft „WohnWerk Mannheim eG“, beschrieben in der Ausgabe 1.2024 des Magazins „Quartier“.
Auch sollte eine Außenbegrünung nicht als „Feigenblatt“ für Greenwashing dienen. Ein XXGreen-Konzept kann nur dann als Vermarktungs- und Preisargument wirksam werden, wenn das Objekt ausweislich energieeffizient und nachhaltig ausgelegt ist. Stimmen aber Optik und Zahlen, so bietet die Kombination aus nachhaltigem Gebäude und kreativer Begrünung selbst in schwierigen Märkten gute Vermarktungschancen.
Quellenverzeichnis
- „RICS sustainability report 2024“, Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS), London 2024
- „Steigerungen der Preise und Nachfrage von energieeffizienten Immobilien in Deutschland im Jahr 2022“, ImmobilienScout24 im Auftrag des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle e.V. (BuVEG), Berlin 2022
- „Fassadenbegrünungen in Innenstädten – Handlungsansätze für Karlsruhe im internationalen Vergleich“, Lilian Spannagel (Pädagogische Hochschule Karlsruhe, Institut für Biologie und Schulgartenentwicklung), Karlsruhe 2021
- „Potentiale von Gebäudehüllen zur Reduzierung der Hitzeentwicklung und der Verbesserung der Luftqualität im urbanen Kontext“, Fraunhofer Institut für Bauphysik IBP im Auftrag des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle e.V. (BuVEG), Stuttgart 2017
- „Groene winkelgebieden goed voor mens, natuur, klimaat en economie“ (dt.: „Grüne Einkaufszonen gut für Menschen, Natur, Klima und Wirtschaft“), Koninklijke Vereniging van Hoveniers en Groenvoorzieners (VHG), 2020
(Bildquelle: istockphotos)