Wie spiegelt sich Ihre Arbeitgebermarke im Recruiting-Prozess? Über welche Stationen führt die Kandidatenreise – vom ersten Kontakt bis zum Onboarding? Und welche Rolle spielen neue Medien und Technologien? Die Antworten präsentieren wir Ihnen als neue Reihe in unserem Valdivia Newsroom. Heute blicken wir zunächst aus der „Drohnenperspektive“ auf das Thema. Weitere Beiträge planen wir u.a. zur Ansprache junger Bewerber:innen und den Erfolgsfaktoren fürs Onboarding.
Eine Kandidatenreise in 5 Abschnitten
Die klassische Personalsuche war ein überschaubarer Prozess. Heute dagegen hat sich das Bild deutlich gewandelt. Live-Formate wie Jobmessen oder Speed-Dating bringen Suchende beider Seiten effizient und entspannt zusammen. Für manche Bewerbungen reicht ein Knopfdruck auf dem Handy. Und Plattformen wie kununu schaffen eine völlig neue Dimension von Transparenz und Konkurrenz im Arbeitsmarkt. Dennoch durchläuft die Kandidatenreise fast in jedem Fall ähnliche Phasen – auch wenn die 2. und 5. oft nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen:
- Erste Kontakte
entstehen meist über Social Media, Jobplattformen, Live-Events oder die Jobangebote auf Ihrer Website. Employer Branding zeigt sich in dieser Phase vor allem in werblicher Form: mit ansprechenden Bildern, Texten und – immer wichtiger – Videos
- Die Interesse-Phase
bindet vor allem Unentschlossene: Neben den oben genannten Medien halten Sie nun mit einem Job-Newsletter, über spezielle Social Media Accounts oder Gruppen den Kontakt. Diese Medien sind gut geeignet, durch authentische Einblicke z. B. in Ihren Arbeitsalltag gleichzeitig die Glaubwürdigkeit Ihres Employer Branding zu transportieren.
- Der Bewerbungsprozess
sollte möglichst einfach sein und nur wenige Schritte umfassen1/2. Eine klare Kommunikation unterstreicht dabei auch die Werte Ihrer Arbeitgebermarke. Vertrauensbildend wirken z. B. eine zeitnahe Rückmeldung und – bei nicht vermeidbaren Verzögerungen – regelmäßige Updates. So zeigen Sie Wertschätzung und halten das Interesse der Bewerber:innen wach. Abgelehnt werden von vielen, auch jungen Bewerber:innen reine Online-Prozesse2. Zumindest einen persönlichen Kontakt vor Ort sollten Sie ermöglichen.
- Das Onboarding
umfasst alle weiteren Schritte nach der Zusage von eventuellen Kennenlern-Gesprächen mit dem Team über die Einarbeitung bis zur Aufnahme der regulären Tätigkeit. Mit einem strukturierten Ablaufplan und einem angemessenen Zeitbudget stärken Sie die Motivation Ihrer neuen Kräfte und verhindern enttäuschte Kündigungen.
- Nach einer Absage
betrachten oft beide Seiten den Kontakt als beendet. Dies kann aber selbst dann ein Fehler sein, wenn ein:e Kandidat:in ungeeignet war. Eine empathische Kommunikation begrenzt da zumindest das Risiko negativer Bewertungen auf kununu & Co. Vor allem mit interessanten Bewerber:innen sollten Sie unbedingt den Kontakt aufrechterhalten – allein schon für den Fall, dass Ihre „erste Wahl“ sich doch als weniger geeignet herausstellt.
Technologien für ein zeitgemäßes Image
Die „Candidate Experience“, die Bewerbungserfahrung, ist heute ein wesentlicher Faktor für den Erfolg von Einstellungen wie auch der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. In ihrem „Recruiting Trends Report 2024“4/5 beschreibt die Jobplattform HeyJobs die Neugestaltung der Kandidatenreise als einen der wichtigsten aktuellen Trends. Am Beispiel von Unternehmen wie Marriott, Google und IBM zeigt PsicoSmart, ein Spezialist für HR-Technologie, die positiven Folgen6: höhere Zufriedenheit bei den Bewerbenden, mehr qualifizierte Bewerbungen und ein gestärktes Arbeitgeberimage.
Neue Technologien können dazu beitragen, Suche und Einstellung neuer Mitarbeitender schneller und reibungsloser zu gestalten und Ihr Image als attraktiver Arbeitgeber zu stärken:
- KI-Technologie lässt sich einsetzen, um die Kommunikation zu personalisieren und Prozesse zu beschleunigen.
- Mobile Optimierung ist heute ein Muss. Karriereseiten, Stellenanzeigen und Job-Newsletter erreichen die meisten Zielgruppen nur noch mobil.
- Orientieren Sie Content, Design und Usability an Erfahrungen aus dem Marketing, z. B.: Welche Darstellung erzeugt die besten Klickraten und Konversionen? Wo entstehen häufige Abbrüche?
- Video ist das wichtigste Medium, um Information und Emotion gleichermaßen zu transportieren.
Das Potenzial der „passiv Suchenden“
Auch Personen, die nicht auf der Suche sind, können interessant für Sie sein: Sie sind vielleicht durch Ihre Kommunikation aufmerksam geworden. Doch sie wollen sich Zeit lassen, nicht sofort wechseln. Diese „passiv Suchenden“ werden kaum direkt auf eine aktuelle Stellenausschreibung reagieren. Sie bilden jedoch ein wichtiges Potenzial für die Zukunft und behalten Sie als Arbeitgeber gern im Auge … wenn Sie ihnen die Chance dazu bieten.
Ähnlich der Gruppe der Unentschlossenen erreichen Sie die passiv Suchenden mit einem Newsletter und über Social Media, mehr noch aber mit contentstarken Medien wie einem Karriereblog, Video-Berichten über Ihre Arbeit und Schnupper-Events, bei denen sie Ihr Unternehmen völlig unverbindlich kennenlernen können.
Kontaktpunkte zum Nachlesen
Einige Stationen der Kandidatenreise haben wir bereits im Valdivia Newsroom behandelt – und für Sie hier zur Übersicht zusammengefasst:
- Stellenanzeigen sind oft noch der Beginn und Kern einer Suche, wenn eine konkrete Position besetzt werden soll.
- Ohne Social Recruiting geht heute unterhalb der Entscheiderebene nichts mehr.
- Mitarbeiter:innen als Botschafter Ihrer Arbeitgebermarke stärken das Vertrauen und ergänzen vor allem in den sozialen Medien die Bindung und Entscheidung von Interessenten.
- Events ermöglichen Kontakte von Mensch zu Mensch – als natürlichster und oft auch direktester Weg vom ersten zum endgültigen Handschlag.
Wirkung nach innen und außen
Gerade an der Kandidatenreise zeigt sich, wie grundsätzlich und umfassend sich die Arbeitswelt in wenig mehr als einem Jahrzehnt verändert hat. Faktoren wie der demografische Wandel, die Pandemie und KI-basierte Technologien haben eine Situation geschaffen, die noch in den Nullerjahren kaum vorstellbar gewesen wären. Ein positives Bewerbererlebnis ist heute kein optionales Entgegenkommen mehr, sondern ein Prozess, von dessen Qualität die Existenz Ihres Unternehmens abhängen kann.
Auch wäre es ein Irrtum, darin nur eine Außenwirkung im zu sehen: Mitarbeitende bekommen mit, wie Bewerber:innen gewonnen und behandelt werden. Dies färbt nicht nur auf die allgemeine Stimmung ab, sondern beeinflusst auch eine ganz wesentliche Quelle für neue Kräfte – die Empfehlung im persönlichen Umfeld.
Quellenverzeichnis
- 61 % der Bewerber:innen möchten eine Bewerbung in 15 Minuten oder weniger abschließen. Quelle: „Talent Board Candidate Experience Research“ – Society for Human Resource Management SHRM, 2024
- Für Positionen ohne Führungsverantwortung sollte die Bewerbung nur eine Runde umfassen: 40 % der Bewerber:innen springen ab, wenn der Prozess mehrstufig verläuft. Quelle: „Kandidatenmarkt Report 2023“ – HeyJobs GmbH, August 2023
- Rund 70 % Bewerbende wünschen sich wenigstens ein Gespräch in einem gemeinsamen Raum. Quelle wie 2.
- “The Power Of The Candidate Experience” – Forbes Human Resources Council, Juli 2023
- „Recruiting Trends 2024“ – HeyJobs GmbH, Januar 2024
- “Technology in Candidate Experience Management” – PsicoSmart, August 2024
(Bildquelle: istockphotos)