Generation Z — Neugierig, offen, digital.
Ist die Generation Z wirklich so anspruchsvoll und leistungsunwillig, wie es manche Medienberichte suggerieren? Im 2. Teil unserer Valdivia Newsroom-Reihe „Employer Branding & Recruiting“ spüren wir nun speziell den Mythen um die Arbeitshaltung junger Menschen nach. Wir wollen versuchen, diese Generation etwas zu entzaubern und Ihnen einige pragmatische Tipps nennen, wie Sie gezielt Nachwuchskräfte im Alter von 16 bis 30 für Ihr Unternehmen gewinnen können.
Eine Generation wie – fast – jede andere
Sind junge Menschen heute zu anspruchsvoll, schwer zu führen und wenig leistungsbereit? Viele Studien1/2/3 zeichnen ein anderes Bild: Ihre Ziele, Werte und Haltungen entsprechen mit wenigen Ausnahmen denen der älteren Generationen. Erfolg im Beruf wünschen sie sich zum Beispiel – genau wie die vorhergehende Generation Y – zu 62 %, während ausgerechnet die Baby Boomer hier mit 41 % deutlich abfallen3. Zwar legt die Generation Z heute generell mehr Gewicht auf ausreichende Freizeit, eine sinnvolle Tätigkeit und Wertschätzung ihrer Arbeit als ihre Vorgänger. Doch in den meisten Punkten ist dieser Unterschied geringer, als es manche Darstellungen glauben machen1/2:
- Ein angenehmes Arbeitsklima, ein gutes Einkommen, interessante Aufgaben und eine sicheren Arbeitsplatz wünschen sich alle Altersgruppen gleichermaßen am häufigsten.
- Auch Flexibilität in jeder Form ist allen wichtig, ob fürs Homeoffice, bei den Arbeitszeiten oder durch Teilzeit. Im Zweifel sind diese Wünsche sogar wichtiger als Karriereaussichten.
Leicht erhöht ist bei jüngeren Arbeitnehmenden vor allem eine Haltung1: Wenn bessere Bedingungen locken, ist die Wechselbereitschaft höher und eine Kündigung wahrscheinlicher. Doch auch Beschäftigte von Ende 20 bis Mitte 50 sind ähnlich wechselbereit; nur die Baby-Boomer-Generation ist deutlich zurückhaltender mit einem raschen Arbeitgeberwechsel.
Im richtigen Rahmen stimmt die Leistung
Den Wert von Arbeit sehen junge Menschen nicht anders als frühere Generationen1/2. Sie denken in diesem Punkt überraschend traditionell und wünschen sich zum Beispiel Verbesserungen eher in Form einer Gehaltserhöhung als durch mehr Freizeit. Bei zentralen Themen wie Arbeitsbedingungen, Gehalt, zeitlicher und räumlicher Flexibilität, Wertschätzung, Eigenverantwortung und Sinngebung brauchen Sie also kein Sonderprogramm für die Generation Z. Es reicht, auf der Höhe der Zeit zu sein und einen Arbeitsplatz anzubieten, der für alle Altersgruppen attraktiv erscheint:
- Wichtig ist eine offene, klare Kommunikation des Purpose und der Entwicklungsmöglichkeiten einer Stelle, letztlich eines Mehrwerts der angebotenen Arbeit.
- Standard-Benefits wie der sprichwörtliche Obstkorb sollten zwar nicht fehlen, doch sie reichen nicht mehr. Besonders wichtig sind eine hohe Flexibilität bei Arbeitsort und ‑zeiten. Ebenso sollten die Extras flexibel auf verschiedene Bedürfnisse eingehen, zum Beispiel durch eine Wahl zwischen Dienstfahrrad, kostenloser E‑Ladestation oder ÖPNV-Ticket.
- Ein sehr attraktives Extra ist eine erweiterte betriebliche Vorsorge, bei der Sie auch die Arbeitnehmerbeiträge anteilig oder sogar vollständig übernehmen.
- Bewerbungsprozesse sollten schnell, transparent und fair verlaufen (dazu mehr im 3. Teil der Reihe), die Kommunikation durch Führungskräfte wertschätzend und auf Augenhöhe.
- Feedback-Gespräche sind heute keine Einbahnstraße mehr; jüngere Menschen wollen auch gehört werden, Verbesserungen einbringen und Missstände offen ansprechen.
Wege zum Erfolg im Recruiting
Im Medienkonsum und damit in der Erreichbarkeit zeigen sich die vielleicht deutlichsten Unterschiede der Generationen. Natürlich nutzt auch die Generation Z Standardmedien wie Jobbörsen und die Karriereseiten Ihrer Website. Zwei weitere Methoden haben wir bereits in unserer Newsroom-Reihe zum Employer Branding vorgestellt: Job-Events als Forum für entspannte, persönliche Kontakte sowie Mitarbeitende, die als Botschafter Praxisbezug und Authentizität vermitteln. Ausgesprochen altersgerecht begeistern Sie junge Menschen außerdem in diesen Medien:
- Social Recruiting
TikTok, YouTube und Instagram sind heute die wichtigsten Kanäle, um junge Menschen zu erreichen; für Bewerber:innen mit akademischem Hintergrund gehört auch LinkedIn in die Liste. Für manche Jobs können sich zusätzlich Beiträge in passenden Reddit-Foren lohnen; beliebt sind hier neben Videos und Bildern auch Mikro-Cartoons, die sogenannten Memes.
- Video
Die Generation Z liebt unterhaltsame, kurze Video-Clips – zum Beispiel mit Einblicken in den Betriebsalltag oder Portraits der ausgeschriebenen Berufe. Sie gewinnen an Authentizität, wenn dabei jüngere Mitarbeitende selbst zu Wort kommen. In der Machart können sich Videos auch an Formaten orientieren, die in der Zielgruppe allgemein angesagt sind wie Musik-Clips oder spannende, True-Crime-artige Mischungen aus Spielszenen und Dokumentation.
- Landingpages
Als Zwischenschritt zwischen medialen Kampagnen und den Karriereseiten Ihres Unternehmens bieten sich einzelne, temporäre Landingpages an. Hier können Sie in Text und Gestaltung frei auf spezielle Zielgruppen eingehen oder besondere Inhalte hervorheben.
- E‑Sports und Games
Laut einer Bitkomstudie sind heute bis zu 90 Prozent der 16- bis 29-Jährigen als Computer- oder Videospieler:innen aktiv4. Dazu zählt auch der wachsende Bereich der E‑Sports – mit einem Schwerpunkt bei jungen Männern von 18 bis 245/6. Damit bieten Event-Sponsoring und In-Game-Advertising einen reizvollen und noch wenig genutzten Weg, junge Menschen der Generation Z mit Stellenangeboten zu erreichen. Allerdings ist es für Nicht-Gamer schwer zu beurteilen, welche Games geeignet sind und welche Botschaften in der Szene ankommen; Insider sollten daher maßgeblich in die Planung und Umsetzung eingebunden werden.
Ehrliche Wertschätzung – das beste Rezept
Wer sich jungen Menschen ohne die Vorbehalte nähert, die manche Medien gerne verbreiten, erkennt schnell: Ihre Erwartungen an Arbeitswelt und Arbeitgeber sind oft nachvollziehbar – und gar nicht so anders als die älterer Generationen. Sie brauchen keine Sonderbehandlung, nur ein offenes Entgegenkommen, klare Kommunikation und ein authentisches Auftreten. Wenn Sie als Arbeitgeber bereit sind, sich auf neue Ausdrucksformen einzulassen, und die eigene Attraktivität sichtbar machen, haben Sie bei der Generation Z gute Chancen. Denn junge Menschen sind offen, wenn man sie ernst nimmt und wirklich erreichen will.
Quellen
- „Umfrage Generation Z“, repräsentative Umfrage unter rund 3.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern im Alter von 16 bis 67 Jahren im Auftrag des Fahrzeugzulieferers Continental, YouGov, Juli 2023
- „Generation Z“, HRtbeat-Studie, Vogel Communications Group, September 2024
- „Generationen in Deutschland – Umfrage zu Wertorientierungen und Lebenseinstellungen“, Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse AWA, IfD Allensbach, Juni 2024
- „Die Zukunft der Consumer Technology 2024“, Bitkom Research, September 2024
- „Interesse an E‑Sports“, YouGov Befragung, Juli 2023
- „Bundesliga goes Esports“, PricewaterhouseCoopers Studie, Juli 2023
(Bildquelle: istockphotos)