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Bauen neu gedacht:
Wie alternative Methoden Märkte gewinnen

23.09.2025
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Wie kann die Bau- und Immo­bilien­wirtschaft heute posi­tive Signale setzen? Welche Themen beim Bauen haben Zukun­ft, lösen Zuver­sicht und sogar Kaufim­pulse aus? Über eine beson­ders hervorstechende Meth­ode haben wir kürzlich im Valdivia News­room berichtet: begrünte Fassaden. In diesem Beitrag weit­en wir den Blick auf zwei aktuelle Bauweisen, die Bauen­twick­lung und Investi­tio­nen wieder inter­es­san­ter machen – und damit helfen, den von der Poli­tik bere­it­gestell­ten „Turbo“ fürs Bauen zu zünden1.

Leucht-Türme, die Mut machen

Seit Beginn der 20er-Jahre entste­hen über­all auf dem Globus verstärkt markante „Leucht-Türme“ für nach­haltiges Bauen. Ein promi­nentes Beispiel ist der Quay Quar­ter Tower in Sydney, der 2022/23 den Inter­na­tionalen Hochhaus-Preis gewann. Die Architek­ten des dänis­chen Büros 3XN haben dort ein altes Hochhaus aus den 1970er-Jahren nicht abgeris­sen, sondern in den Neubau inte­gri­ert. Zusät­zlich wurde das Abbruch­ma­te­r­i­al wiederver­wen­det und so insge­samt 12. 000 Tonnen CO2 eingespart.

Auch für den Wiener Q‑Tower mit seinen 35 Etagen war Nach­haltigkeit eines der zentralen Planungsziele. So glänzt das Projekt des Wiener Architek­tur­büros Rüdi­ger Lain­er + Part­ner mit flex­i­blen Grun­dris­sen für vielfältige Wohn­for­men, einem opti­mierten Flächenbe­darf, begrün­ten Frei­flächen und Fassaden sowie einer gut erre­ich­baren U‑Bahnstation. Gemein­sam mit den Nach­barhochhäusern teilt sich der Q‑Tower zudem eine Sock­el­zone mit Gewerbe- und Gastronomieflächen, die dem Gebäude auch einen hohen sozialen Wert verschaffen.

Zirkulär und modu­lar als doppel­ter Turbo 

Die beiden Hochhäuser verweisen auf zwei Verfahren, die Bauen schneller und nach­haltiger machen. Für das erste liefert der Quay Quar­ter Tower ein gutes Beispiel: Zirkuläres Bauen nutzt Bestände sowie Bau- und Abbruch­abfälle für den Neubau. Dies verringert den Verbrauch von Primär­res­sourcen und spart damit auch Zeit und Energie für Trans­porte. Ein guter Anfang ist die Recy­clin­grate von 89 % bei Bau- und Abbruch­abfällen in Deutsch­land2 – der Spitzen­wert unter den Haupt­stoff­strö­men, auch wenn bish­er das meiste davon im Tief­bau verwen­det wird.Das zweite Verfahren ist das modu­lare Bauen. Dabei werden Module vorge­fer­tigt – oft in Serie – und an der Baustelle nur noch zusam­menge­fügt. Das verkürzt die Bauzeit, strafft die Abläufe und stärkt so auch die Nach­haltigkeit. Zugle­ich ist es ein attrak­tiv­er Weg zu soli­den Umsätzen für die beteiligten Firmen:

  • Der Fertigteil­bau hielt sich trotz konjunk­tureller Eintrübung in den vergan­genen sieben Jahren stabil – mit Umsätzen von rund 2,6 bis 2,7 Mrd. Euro jährlich3.
  • Weltweit prog­nos­tiziert McKin­sey ein Wach­s­tum des modu­laren Bauens von 180 Mrd. Dollar in 2022 auf 1.100 Mrd. Dollar bis 20404.
  • Modul­bau senkt nicht nur die Fehlerquote, sondern verbessert auch die Koor­di­na­tion der Gewerke – mit möglichen Produk­tiv­itätssteigerun­gen von bis zu 75 %5.
  • Eine EY-Parthenon-Studie zeigt: Indus­trielle Vorfer­ti­gung kann die Bauzeit um bis zu 30 % verkürzen6.

Vermark­tungschan­cen mit Zukunftsdividende

Ob mehr Nach­haltigkeit, gesenk­te Kosten oder schnellere Fertig­stel­lung – mit diesen Faktoren steigen auch die Vermark­tungschan­cen. Bere­its in unserem Beitrag zu XXGreen-Konzepten wurde deut­lich: Nach­haltige Gebäude verkaufen sich nicht nur leichter, sondern auch zu besseren Preisen.

Eine solide, gut beleg­bare Nach­haltigkeit find­et selb­st dort Anklang, wo Kosten- und Zeit­gewinn nicht direkt real­isiert werden. Darauf verweist u.a. die Unter­suchung „Wohn­trends 2040“ des GdW7:

  • Der Wunsch zu nach­haltigem Wohnen ist heute mit durch­schnit­tlich 61 % in allen Alters­grup­pen deut­lich ausgeprägt.
  • Bezahlbarkeit steht verständlicher­weise mit 81 % an erster Stelle, doch 56 % der Befragten wünschen sich auch ein Gebäude aus umweltverträglichen Bauma­te­ri­alien und Produkten.

Zugle­ich scheinen die Menschen bere­it für die Zukun­ft des Bauens. So hat das öster­re­ichis­che Modul­bau-Start-up Kiubo ermit­telt, dass in Deutsch­land mit 84 % eine hohe Akzep­tanz für Modul­woh­nun­gen beste­ht8. Mehr noch: Eigen­heime in Modul­bauweise können außer­dem leichter und weit kostengün­stiger mitwach­sen, wenn Fami­lie oder Einkom­men sich vergrößern. Diesen Aspekt fanden 48 % der Befragten inter­es­sant bis sehr interessant.

Fazit

Mit dem modu­laren und dem zirkulären Bauen hat die Branche nicht nur zwei nach­haltige und effiziente Bau-Meth­o­d­en. Sie hat die Argu­mente, die in einem trotz hoher Nach­frage schwieri­gen Markt den Unter­schied ausmachen können: Investi­tio­nen absich­ern, Risiken senken, Käufer:innen ansprechen und mark­t­gerechte Preise ermöglichen. So kann auch wieder die Zuver­sicht aufkom­men, die der Weg in eine bessere Zukun­ft braucht.

Eben­falls als zukun­ft­strächtig zeigt sich übri­gens ein weit­er­er Ansatz, der aktuell in München real­isiert wird und mit dem German Design Award 2025 ausgeze­ich­net wurde. Hier entste­ht mit dem Mona­co das Muster eines „Immun-Build­ings“. Das Konzept einer gesund­heit­sori­en­tierten Architek­tur entstand u.a. aus den Erfahrun­gen in der Pandemie. Seine wesentlichen Elemente sind zum einen intel­li­gente Hygiene-Tech­nolo­gien wie etwa Lüftungs­fil­terung und berührungs­freie Türen und Aufzüge, zum anderen flex­i­ble Raumaufteilun­gen. So werden Krankheit­srisiken vermin­dert und das Wohlbefind­en am Arbeit­splatz gestärkt.

Quellen

  1. „Bauen in Deutsch­land ist zu bürokratisch, dauert viel zu lange und ist zu teuer. Wir brauchen deshalb Tempo, Tech­nolo­gie und Toler­anz, um beim Bauen wieder voranzukom­men. Deshalb haben wir den Bau-Turbo für schnelles Bauen gezün­det.“ Bundes­bau­min­is­terin Vere­na Hubertz, immo­bilien­man­ag­er online, 03.07.25
  2. „Abfall­bi­lanz 2022“, Statis­tis­ches Bunde­samt, Okto­ber 2024
  3. „Gesam­tum­satz mit Fertigteil­baut­en in Deutsch­land in den Jahren 2012 bis 2024“, Statis­tis­ches Bunde­samt, März 2025
  4. „The next big arenas of compe­ti­tion“, McKin­sey Glob­al Insti­tute, Okto­ber 2024
  5. „Modul­bau – das Bauen von morgen“, S&B Strat­e­gy München, Juli 2023
  6. „Ausbaufähig — Wie die Baubranche ihre Poten­ziale entfal­ten kann“, EY-Parthenon (Ernst & Young), April 2023
  7. „Wohn­trends 2040“, GdW Bundesver­band deutsch­er Wohnungs- und Immo­bilienun­ternehmen, Febru­ar 2023
  8. „Wohnen anders denken“, Kiubo/marketagent.com, 2020

(Bildquelle: istock­pho­tos)

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