Wie kann die Bau- und Immobilienwirtschaft heute positive Signale setzen? Welche Themen beim Bauen haben Zukunft, lösen Zuversicht und sogar Kaufimpulse aus? Über eine besonders hervorstechende Methode haben wir kürzlich im Valdivia Newsroom berichtet: begrünte Fassaden. In diesem Beitrag weiten wir den Blick auf zwei aktuelle Bauweisen, die Bauentwicklung und Investitionen wieder interessanter machen – und damit helfen, den von der Politik bereitgestellten „Turbo“ fürs Bauen zu zünden1.
Leucht-Türme, die Mut machen
Seit Beginn der 20er-Jahre entstehen überall auf dem Globus verstärkt markante „Leucht-Türme“ für nachhaltiges Bauen. Ein prominentes Beispiel ist der Quay Quarter Tower in Sydney, der 2022/23 den Internationalen Hochhaus-Preis gewann. Die Architekten des dänischen Büros 3XN haben dort ein altes Hochhaus aus den 1970er-Jahren nicht abgerissen, sondern in den Neubau integriert. Zusätzlich wurde das Abbruchmaterial wiederverwendet und so insgesamt 12. 000 Tonnen CO2 eingespart.
Auch für den Wiener Q‑Tower mit seinen 35 Etagen war Nachhaltigkeit eines der zentralen Planungsziele. So glänzt das Projekt des Wiener Architekturbüros Rüdiger Lainer + Partner mit flexiblen Grundrissen für vielfältige Wohnformen, einem optimierten Flächenbedarf, begrünten Freiflächen und Fassaden sowie einer gut erreichbaren U‑Bahnstation. Gemeinsam mit den Nachbarhochhäusern teilt sich der Q‑Tower zudem eine Sockelzone mit Gewerbe- und Gastronomieflächen, die dem Gebäude auch einen hohen sozialen Wert verschaffen.
Zirkulär und modular als doppelter Turbo
Die beiden Hochhäuser verweisen auf zwei Verfahren, die Bauen schneller und nachhaltiger machen. Für das erste liefert der Quay Quarter Tower ein gutes Beispiel: Zirkuläres Bauen nutzt Bestände sowie Bau- und Abbruchabfälle für den Neubau. Dies verringert den Verbrauch von Primärressourcen und spart damit auch Zeit und Energie für Transporte. Ein guter Anfang ist die Recyclingrate von 89 % bei Bau- und Abbruchabfällen in Deutschland2 – der Spitzenwert unter den Hauptstoffströmen, auch wenn bisher das meiste davon im Tiefbau verwendet wird.Das zweite Verfahren ist das modulare Bauen. Dabei werden Module vorgefertigt – oft in Serie – und an der Baustelle nur noch zusammengefügt. Das verkürzt die Bauzeit, strafft die Abläufe und stärkt so auch die Nachhaltigkeit. Zugleich ist es ein attraktiver Weg zu soliden Umsätzen für die beteiligten Firmen:
- Der Fertigteilbau hielt sich trotz konjunktureller Eintrübung in den vergangenen sieben Jahren stabil – mit Umsätzen von rund 2,6 bis 2,7 Mrd. Euro jährlich3.
- Weltweit prognostiziert McKinsey ein Wachstum des modularen Bauens von 180 Mrd. Dollar in 2022 auf 1.100 Mrd. Dollar bis 20404.
- Modulbau senkt nicht nur die Fehlerquote, sondern verbessert auch die Koordination der Gewerke – mit möglichen Produktivitätssteigerungen von bis zu 75 %5.
- Eine EY-Parthenon-Studie zeigt: Industrielle Vorfertigung kann die Bauzeit um bis zu 30 % verkürzen6.
Vermarktungschancen mit Zukunftsdividende
Ob mehr Nachhaltigkeit, gesenkte Kosten oder schnellere Fertigstellung – mit diesen Faktoren steigen auch die Vermarktungschancen. Bereits in unserem Beitrag zu XXGreen-Konzepten wurde deutlich: Nachhaltige Gebäude verkaufen sich nicht nur leichter, sondern auch zu besseren Preisen.
Eine solide, gut belegbare Nachhaltigkeit findet selbst dort Anklang, wo Kosten- und Zeitgewinn nicht direkt realisiert werden. Darauf verweist u.a. die Untersuchung „Wohntrends 2040“ des GdW7:
- Der Wunsch zu nachhaltigem Wohnen ist heute mit durchschnittlich 61 % in allen Altersgruppen deutlich ausgeprägt.
- Bezahlbarkeit steht verständlicherweise mit 81 % an erster Stelle, doch 56 % der Befragten wünschen sich auch ein Gebäude aus umweltverträglichen Baumaterialien und Produkten.
Zugleich scheinen die Menschen bereit für die Zukunft des Bauens. So hat das österreichische Modulbau-Start-up Kiubo ermittelt, dass in Deutschland mit 84 % eine hohe Akzeptanz für Modulwohnungen besteht8. Mehr noch: Eigenheime in Modulbauweise können außerdem leichter und weit kostengünstiger mitwachsen, wenn Familie oder Einkommen sich vergrößern. Diesen Aspekt fanden 48 % der Befragten interessant bis sehr interessant.
Fazit
Mit dem modularen und dem zirkulären Bauen hat die Branche nicht nur zwei nachhaltige und effiziente Bau-Methoden. Sie hat die Argumente, die in einem trotz hoher Nachfrage schwierigen Markt den Unterschied ausmachen können: Investitionen absichern, Risiken senken, Käufer:innen ansprechen und marktgerechte Preise ermöglichen. So kann auch wieder die Zuversicht aufkommen, die der Weg in eine bessere Zukunft braucht.
Ebenfalls als zukunftsträchtig zeigt sich übrigens ein weiterer Ansatz, der aktuell in München realisiert wird und mit dem German Design Award 2025 ausgezeichnet wurde. Hier entsteht mit dem Monaco das Muster eines „Immun-Buildings“. Das Konzept einer gesundheitsorientierten Architektur entstand u.a. aus den Erfahrungen in der Pandemie. Seine wesentlichen Elemente sind zum einen intelligente Hygiene-Technologien wie etwa Lüftungsfilterung und berührungsfreie Türen und Aufzüge, zum anderen flexible Raumaufteilungen. So werden Krankheitsrisiken vermindert und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz gestärkt.
Quellen
- „Bauen in Deutschland ist zu bürokratisch, dauert viel zu lange und ist zu teuer. Wir brauchen deshalb Tempo, Technologie und Toleranz, um beim Bauen wieder voranzukommen. Deshalb haben wir den Bau-Turbo für schnelles Bauen gezündet.“ Bundesbauministerin Verena Hubertz, immobilienmanager online, 03.07.25
- „Abfallbilanz 2022“, Statistisches Bundesamt, Oktober 2024
- „Gesamtumsatz mit Fertigteilbauten in Deutschland in den Jahren 2012 bis 2024“, Statistisches Bundesamt, März 2025
- „The next big arenas of competition“, McKinsey Global Institute, Oktober 2024
- „Modulbau – das Bauen von morgen“, S&B Strategy München, Juli 2023
- „Ausbaufähig — Wie die Baubranche ihre Potenziale entfalten kann“, EY-Parthenon (Ernst & Young), April 2023
- „Wohntrends 2040“, GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Februar 2023
- „Wohnen anders denken“, Kiubo/marketagent.com, 2020
(Bildquelle: istockphotos)