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Employer Branding — Folge 11:
Wie Mitarbeiterbindung überzeugt und wirkt

10.01.2024
  • Expertentipps

Beson­ders im Baugewerbe ist Mitar­beit­erbindung wichtiger denn je: Aktuelle Zahlen1 bele­gen, dass in dieser Branche offene Stellen am läng­sten vakant bleiben. Viele Instru­mente zur Mitar­beit­erbindung sind jedoch teuer – zu teuer vor allem für mittlere und kleine Unternehmen. Umso wichtiger ist die erfol­gre­iche Kommu­nika­tion des Möglichen … das oft nicht einmal große Kosten verur­sacht. Daher wollen wir dies­mal in den Valdivia Exper­ten­tipps vertiefen, was wir bere­its in Folge 3 der Reihe ange­sprochen haben: Gut gemeinte Worte allein reichen nicht. Sie müssen sich auch in Taten widerspiegeln.

Mitar­beit­erbindung – fast – zum Nulltarif

Nicht jedes Unternehmen kann sich ein Füll­horn verlock­ender Extras leis­ten, um Mitar­bei­t­ende an sich zu binden. Laut einer aktuellen Hays-Studie2 kommt es darauf auch gar nicht an: Noch vor angemessen­er Entloh­nung oder flex­i­blen Arbeit­szeit­en ist das Betrieb­skli­ma der wichtig­ste Faktor zur Mitar­beit­erbindung – also eine posi­tive, koop­er­a­tive Stim­mung in Ihrem Unternehmen.

Die Studie nennt auch die wichtig­sten Verhal­tensweisen, mit denen die Geschäfts­führung dies fördern kann: Ganz vorne stehen die Anerken­nung von Leis­tung (73 %), ein fair­er Umgang (61 %) und, sich für die Mitar­bei­t­en­den Zeit zu nehmen (54 %), gefol­gt von einem regelmäßi­gen Feed­back (44 %) und dem Abbau hier­ar­chis­ch­er Hürden (32 %).

Aufrichtigkeit als Faktor Nr. 1

Anerken­nung, Fair­ness, Feed­back – all dies vere­int sich im Begriff einer aufrichti­gen, persön­lichen Wertschätzung. Wie wir schon in dem früheren Beitrag geschildert haben, kommt ein Lob am besten an, wenn Sie es spez­i­fizieren und begrün­den: „Ihre Idee zu X hat uns wirk­lich weit­erge­bracht! Sehr gut gemacht!“ Weit­ere Wertschätzungssig­nale sind zum Beispiel:

  • Zuhören und mitre­den lassen statt Geschenke verteilen
    Sich­er haben die meis­ten Mitar­bei­t­en­den eine Vorstel­lung davon, wie ihr Arbeit­sleben attrak­tiv­er werden könnte. Der Erfolg solch­er Wohltat­en kommt jedoch nicht davon, dass alle sich etwas wünschen und der Chef dann die Geschenke verteilt. Echte Mitar­beit­erbindung erre­ichen Sie, wenn Sie die Mitar­bei­t­en­den verant­wortlich in die Entwick­lung und Umset­zung einbinden, z. B. durch Runde Tische, Work­shops oder Bar Camps. Das Ziel ist eine Gemein­schaft, die sich selb­st motiviert. Gleichzeit­ig erken­nen die Beteiligten die Gren­zen des Mach­baren in Ihrem Unternehmen. So erre­ichen Sie eine breite Akzep­tanz der Maßnah­men und zeigen zugle­ich aufrichtige Wertschätzung.
  • Unver­mei­dliche Härten offen eingestehen
    Das Arbeit­sleben ist nicht immer angenehm; manche „Pain Points“ sind unver­mei­d­bar. Die meis­ten Menschen kennen jedoch die Grundbe­din­gun­gen ihres Berufs und akzep­tieren das Unver­mei­dliche, wenn es nicht durch vermei­d­bare Erschw­ernisse verschärft wird. Daher soll­ten Sie auch nicht versuchen, solche Punk­te zu ignori­eren oder gar mit unhalt­baren Versprechen zu überdeck­en. Sprechen Sie unver­mei­dliche Härten und die Gren­zen Ihrer Möglichkeit­en offen an – nach innen wie nach außen.
  • Die innere Haltung der Mitar­bei­t­en­den fördern
    An Geschenke gewöh­nt man sich. Darum verlieren viele gut gemeinte Maßnah­men zur Mitar­beit­erbindung nach gewiss­er Zeit ihre Wirkung. Weit wirk­samer ist es dage­gen, die innere Verbun­den­heit zu fördern. Dies kann z. B. durch ein geregeltes Vorschlagswe­sen mit Boni auch für kleinere Verbesserun­gen geschehen oder durch Aktio­nen, die gezielt den Gemeinsinn der Belegschaft fördern – beispiel­sweise ein Schwarzes Brett im Intranet für gemein­schaftliche Unternehmungen und Hilfen („Wer hat Lust auf eine gemein­same Radtour nach …?“ oder „Wer hilft mir am kommenden Samstag bei …?“).
  • Kündi­gun­gen als Chance betrachten
    Für Kündi­gun­gen gibt es viele Gründe – und oft die Illu­sion, dass es ander­swo bess­er ist. Zeigen Sie Verständ­nis, wenn jemand kündigt. Lassen Sie sich offen die Gründe nennen: Oft sind darin Anre­gun­gen zu Verbesserun­gen enthal­ten. Manch­mal folgen daraus inter­es­sante Geschäfts­beziehun­gen, wenn sich z. B. jemand selb­st­ständig macht. Und bieten Sie last not least eine mögliche Rück­kehr an. Denn „ander­swo“ ist es oft keineswegs besser …

Mit solchen Instru­menten in Ihrem Werkzeugkof­fer wird aus dem Versprechen von Aufrichtigkeit und respek­tvollem Umgang ein echter Faktor zur Mitar­beit­erbindung in Ihrer Arbeit­ge­ber­marke. Damit beste­ht Führung auch keineswegs in beständi­gem Drän­gen und Kontrol­lieren, sondern darin, für die Mitarbeiter*innen ein zeit­gemäßes, motivieren­des Umfeld zu schaf­fen. Dann werden sie – ganz von alleine – gerne und dauer­haft ihre besten Leis­tun­gen abrufen und sich Ihrem Unternehmen weit stärk­er verbun­den fühlen.

 

1 Bunde­sagen­tur für Arbeit: Gemeldete Arbeitsstellen, Septem­ber 2023

2 Hays HR-Report 2023 „Mitar­beit­erbindung“

 

(Bildquelle: new office GmbH; Daniel Bauer, Valdivia Consult­ing GmbH)