Längst ist die Digitalisierung auch in der Bau- und Immobilienbranche angekommen. Von Apps, die das Licht einschalten, bis zu Smart-Grid-Konzepten für ganze Quartiere reichen da die Themen. Auch für das Immobilienmarketing stehen innovative Lösungen zur Verfügung. Für diesen Valdivia Expertentipp haben wir gezielt einige ausgewählt, die über die übliche Exposé-Website hinausgehen.
Mehr als ein Service-Tool: die Gebäude-App
Bislang nur vereinzelt eingesetzt werden sogenannte Mieter-Apps. Dabei sind sie flexible Alleskönner und eine Basis für viele nützliche Erweiterungen. So bietet zum Beispiel die Telekom eine modulare Software an, die in einer App Verwaltung mit SAP-Schnittstelle, Service, Kommunikation sowie Smart-Home-Steuerung und Mobilitätsmanagement ermöglicht. Auch Easysquare bündelt eine Vielzahl von Funktionen wie Dokumentenverwaltung, Schadensmeldungen, News und Nachbarschaftskontakte.
Zu der geringen Verbreitung passt, dass in der Immobilien-Digitalisierung Servicefunktionen bisher nur eine geringe Rolle spielen, die Kommunikation gar keine. Das ergab eine Lünendonk® Studie im vergangenen Jahr1. Dabei kann eine solche App im Marketing für Geschäfts- wie Wohnimmobilien eine wichtige Rolle spielen:
- für Eigentümer als direkter Kommunikationskanal zu Mietern und Nutzern
- für Mieter und Nutzer – also z. B. Angestellte eingemieteter Firmen – als Servicezentrale und Nachbarschaftsforum
- für Miet-Interessenten als Image-Faktor und aktive Warteliste
- für Besucher und Gäste zur Orientierung im Gebäude, Parkplatzverwaltung und mit Umgebungs-Informationen
Vor allem die Imagewirkung wird von Fachleuten mit Fokus auf technische Themen leicht unterschätzt. Doch das Smartphone ist inzwischen für die meisten Menschen der Schlüssel zu allen Lebensbereichen. Wenn dann auch Wohnung oder Arbeitsplatz in der gewohnten, digitalen Welt zu finden sind, gewinnt die betreffende Immobilie deutliche Pluspunkte in der Vermarktung.
Virtuelle Realität: Tapetenwechsel im Luftschloss
3D-Visualisierungen künftiger Gebäude sind heute Standard. Doch wie wäre es mit einem realistischen Rundgang? Solche, „immersiv“ genannten Erfahrungen kennt man bisher meist aus Computerspielen. Anwendungen virtueller oder erweiterter Realität (VR/AR2) werden aber auch in der Architektur genutzt3 – weshalb also nicht auch verstärkt in der Vermarktung?
Die VR/AR Technologie eröffnet dem Immobilienmarketing fantastisch klingende Möglichkeiten. Denn es muss nicht beim einfachen Rundgang bleiben: Bauherren oder Erstbezieher können verschiedene Grundrisse, Materialien und Farben durchspielen und individuelle Wünsche im virtuellen Luftschloss testen. Auch bestehende Gebäude gewinnen mit AR völlig ungeahnten Reiz: Neue Wände, Raumgestaltungen oder Staging-Elemente erscheinen wie von Zauberhand im leeren Raum oder „über“ den bestehenden Strukturen.
Bislang denkt man bei der Digitalisierung von Immobilien meist an Gebäude, Technik und Hardware. Für ein Immobilienmarketing der Zukunft wird es jedoch zunehmend wichtig, Gebäude auch im virtuellen Raum zu „errichten“ – gleichsam als Luftschlösser mit Substanz.
1 „Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft“, Lünendonk® 360-Grad-Studie, 2021
2 VR für „Virtual Reality“, AR für „Augmented Reality“ (erweiterte Realität)
3 „Augmented und Virtual Reality — Potenziale und praktische Anwendung immersiver Technologien“, bitkom-Studie, 2021