Am 8. Juni 2021 fand der 12. “Welttag der Ozeane” statt – diesmal unter einem besonderen Vorzeichen: 2021 ist zugleich der Auftakt zur “Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung” der Vereinten Nationen … Grund genug für uns, das erste Valdivia Speuial diesem Thema zu widmen.
Die Weltmeere – Lebensgrundlage und Klimaretter
Als das deutsche Forschungsschiff Valdivia am 31. Juli 1898 in See stach, waren die Vereinten Nationen ein ferner Traum. Doch Wissenschaftler wie der Expeditionsleiter Carl Chun (1852 — 1914, gebürtig aus Höchst, heute Frankfurt am Main) waren schon damals überzeugt, dass die Weltmeere eine immense Bedeutung für die Menschheit besitzen. Er hatte recht: Die Ozeane sind heute für uns eine wichtige Quelle für Nahrungsmittel, Energie, Rohstoffe, Wirkstoffe für Arzneimittel und nicht zuletzt ein Raum für Sport und Erholung.
Früher kaum beachtet, gewinnt aktuell eine weitere Funktion immer mehr an Bedeutung: Das Wasser der Ozeane nimmt auch einen erheblichen Anteil Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre auf – Jahr für Jahr rund 2,6 Milliarden Tonnen. Dies entspricht ca. 31 Prozent des menschengemachten CO2-Ausstoßes. Wie lange es allerdings die Ozeane schaffen, diese Menge aufzunehmen, ist fraglich. Auch steigert das gelöste CO2 den Säurewert des Wassers – mit möglichen schweren Folgen für viele Lebewesen im Meer, wie jeder Aquarianer bestätigen kann.
Die UN-Dekade der Ozeanforschung
Bis 2030 haben die Vereinten Nationen den Rahmen für eine Koordination unterschiedlichster Forschungsprojekte gespannt. Zu biologischen, meteorologischen und anderen klassischen Aufgaben kommen in der Ozeanforschung zunehmend wirtschaftliche und soziale: Von den Ergebnissen profitieren auch die Schifffahrtsindustrie, die Fischerei, Aquakulturen sowie Küstenanwohner und die Tourismusindustrie. Als 2016 die erste Weltozeanbewertung veröffentlicht wurde, stellte man bereits deutliche Veränderungen und Verluste in Struktur, Funktion und Nutzen der Meere fest. Daher sind in den kommenden Jahrzehnten wissenschaftlich fundierte Maßnahmen zur Abschwächung und Anpassung an den globalen Wandel dringend erforderlich.
Ziel der UN-Dekade ist es, zunächst das vorhandene Wissen zu koordinieren, besser zu nutzen und in politische Entscheidungen einfließen zu lassen. Konkret sollen digitale Szenarien und Modelle entwickelt werden, die den Entscheidern in Politik und Wirtschaft durch verbesserte Vorhersagen helfen, die jeweils besten, zukunftsfesten und nachhaltigen Maßnahmen auszuwählen. Langfristige Ziele sind u. a. die Beseitigung der Ozeanverschmutzung, das genauere Verständnis der klimatischen Wirkung sowie eine nachhaltige Blue Economy, in der Nutzung, Verstehen und Verantwortung Hand in Hand gehen.