Unternehmen und der Nachwuchs sind sich einig: Employer Branding ist auch in der Bau- und Immobilienbranche ein “relevantes Thema, welches in Zukunft eher noch wichtiger wird.” Dies belegt eine eben erschienene Studie der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin zum Employer Branding in der Immobilienwirtschaft [1], für die sowohl Personalverantwortliche wie potenzielle Bewerber*innen und vor allem jüngere Mitarbeiter*innen befragt wurden.
Was aber ist das überhaupt – Employer Branding oder deutsch eine Arbeitgebermarke? Und weshalb sollten sich Unternehmen der Bau- und Immobilienbranche mit solch neumodischen Begriffen herumschlagen?
Was ist eine Arbeitgebermarke
Um es gleich vorweg zu sagen: Name oder Ruf eines Unternehmens bei seinen Kunden und im Markt reichen nicht. Die Arbeitgebermarke kann Merkmale der Unternehmensmarke beinhalten, doch sie braucht mehr: Sie muss soziale Merkmale und Grundelemente des Arbeitsalltags vermitteln. Vor allem muss sie auch nach innen wirken. Denn die Bindung von erfahrenen Fachkräften an das Unternehmen ist heute eine ebenso wichtige Aufgabe wie die Ansprache interessanter Bewerber*innen.
Daher sollte Employer Branding auch nicht nur Fassade sein. Mit Arbeitgeberbewertungen auf kununu, Glassdoor oder Indeed hat reine Wohlfühlkosmetik heute ohnehin keine Chance mehr. Im Kern eines wirksamen Employer Branding steht die EVP (“Employer Value Proposition”) – kurz gesagt, die Summe all dessen, was das Unternehmen als Arbeitgeber attraktiv macht. Dazu gehören fundamentale Merkmale wie die Kultur des Umgangs miteinander, aber auch zahlreiche Bausteine aus Bereichen wie Karrierechancen, Motivation oder sozialer Haltung. Auf einige dieser Elemente werden wir in unseren Valdivia Expertentipps in Zukunft im Detail eingehen.
Wo liegen die „Baustellen“ der Branche
73 Bau- und Immobilienunternehmen haben an der HWR Studie teilgenommen, und die meisten sehen ihr eigenes Employer Branding als bislang höchstens befriedigend. Häufig sind Personal- oder Marketingabteilung allein mit der Aufgabe, ein Employer Branding zu formen bzw. zu vermitteln. Die wünschenswerte Einbindung jüngerer Nachwuchskräfte oder der C‑Ebene findet dagegen kaum statt. So fehlen oft eine ganzheitliche Sicht und die notwendige vertikale Integration. Der Einsatz digitaler Instrumente ist noch gering. Defizite erkennen die Studienteilnehmer*innen auch, wo es um die Außenwahrnehmung geht – im Abgleich mit Mitbewerbern oder in der Sicht potenzieller Bewerber*innen.
Es gäbe also genügend Ansatzpunkte. Auch kommt die Konkurrenz um die besten Kräfte nicht nur aus dem eigenen Lager: Jurist*innen, Informatiker*innen, Kommunikationsfachleute und einige mehr haben im heutigen Arbeitsmarkt die breite Auswahl. Ohne ein greifbares Employer Branding wird es in Zukunft immer schwerer, Fachkräfte und High Potentials aus den nachwachsenden, jüngeren Generationen anzusprechen – gerade auch für die eher konservative Bau- und Immobilienbranche.
[1] “Employer Branding in der Immobilienbranche”, Prof. Dr. Carsten Baumgarth (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin) in Kooperation mit der European Real Estate Brand Institute GmbH und freundlicher Unterstützung von DZ HYP, März 2021