Arbeitgebermarken haben ihre eigene Strahlkraft. Sie sind ein Leuchtturm, der nach innen wie außen Orientierung bietet – mit heute oft existenzieller Bedeutung für Unternehmen. Denn mit dem Abklingen der Pandemie wächst die Fluktuation bei Arbeitnehmer*innen: Jeder fünfte Arbeitgeber verzeichnet aktuell mehr Kündigungen als vor 2020. Das gilt auch für die Bau- und Immobilienbranche, wo die Fluktuationsrate schon 2019 erheblich war: 36,6 % im Baugewerbe, 30 % in der Immobilienwirtschaft*. In diesem Umfeld ist die Arbeitgebermarke ein tragendes Element, um engagierte Fachkräfte zu halten oder neu für sich zu gewinnen.
Legen Sie den Grundstein: die Employer Value Proposition (EVP)
Drei zentrale Säulen einer erfolgreichen Arbeitgebermarke haben wir bisher in unserer Reihe „Valdivia Expertentipp – Employer Branding“ beschrieben:
- eine offene und ehrliche interne Bestandsaufnahme
- die Wertschätzung jedes Einzelnen als Kern guter Unternehmenskultur
- die Förderung von Vielfalt als Erfolgsrezept und zentrales Merkmal moderner Unternehmen
Nun geht es ans Umsetzen. Der erste Schritt dazu ist die Employer Value Proposition (EVP) als Grundstein Ihrer Arbeitgebermarke. Sie ist die entscheidende Richtschnur für Ihr Auftreten im Arbeitsmarkt ebenso wie nach innen. Daher sollten Sie Ihre EVP auch schriftlich festhalten und für den Einsatz in allen HR-Bereichen verbindlich machen. Eine tragfähige EVP beantwortet diese Fragen(, und zwar) in möglichst klaren und einfachen Worten:
- Wofür stehen wir als Arbeitgeber; welche Werte und Prinzipien beachten wir?
- Welche Vorteile, außertariflichen und Sonderleistungen bieten wir? Wie steht es bei uns um Aufstiegsmöglichkeiten, Fort- und Weiterbildung sowie die Flexibilität der Arbeitsorganisation (Homeoffice, Zeitkonten, Familienfreundlichkeit usw.)?
- Welche Unternehmenskultur leben wir? Wie gehen wir bspw. mit Fragen wie Gleichstellung, Diversität oder auch Konflikten und Mobbing um?
Binden Sie Ihre Belegschaft ruhig in die Ausformulierung ein: Sammeln Sie Vorschläge, informieren Sie Ihre Mitarbeiter*innen – auch über Zwischenschritte – und lassen Sie über geeignete Punkte abstimmen. Scheuen Sie sich auch nicht, Fachleute für Personalmarketing hinzuzuziehen: Immerhin soll die Marke als solche funktionieren – inklusive einheitlichem Design und einer modernen Sprache.
Tragende Teile: Medien und Anwendungsfelder
Ist die EVP „ausgehärtet und belastbar“, gilt es, Ihre Arbeitgebermarke mit Leben zu füllen. Auf einzelne Elemente dazu werden wir in den kommenden Monaten in den Valdivia Expertentipps eingehen. Hier zunächst eine Übersicht der wichtigsten Medien und Touch-Points, in denen Ihre Arbeitgebermarke sicht- und spürbar werden sollte:
- Stellenausschreibungen in jeder Form – also nicht nur klassische Stellenanzeigen, sondern auch Social Media Posts, Videos sowie der Bereich „Karriere/Jobs“ Ihrer Website
- die gesamte, nicht-persönliche Kommunikation mit Mitarbeiter*innen: Bekanntgaben, Formschreiben, Mitarbeiterzeitschrift und ‑newsletter, Intranet
- „Fahrpläne“ und Informationselemente für Vorstellungsgespräche und Onboarding
- Presseinformationen mit HR-Bezug
- die Ausstattung für Ihre Auftritte auf Personalmessen und ‑events
Ein Meldesystem für Nachhaltigkeit und positive Impulse
Der Erfolg einer Arbeitgebermarke steht und fällt mit der Konsequenz, sie täglich zu leben. Setzen Sie daher einen Beauftragten ein, der die Implementierung begleitet und bei Abweichungen notfalls eingreift. Auch sollten Sie den Stand der Entwicklung regelmäßig in einem größeren Gremium überprüfen lassen. Es muss dort ja nicht immer um Schwierigkeiten gehen: Erfahrungsgemäß löst eine aktiv gelebte und gepflegte Arbeitgebermarke oft eine größere Offenheit und weitere, neue Ideen aus. Das wollen Sie schließlich nicht verpassen!
*Statistisches Bundesamt 2021, basierend auf Arbeitsmarktdaten aus dem Jahr 2019