Eine übergeordnete Zweckbestimmung wird für Unternehmen immer wichtiger, um Mitarbeitende zu binden und neue Kräfte anzusprechen. Dieser oft englisch „Purpose“ genannte Faktor sollte daher auch ein Bestandteil jeder Arbeitnehmermarke sein. Er beantwortet die Frage, warum es ein Unternehmen überhaupt gibt: Was macht es für sein Umfeld und die Gesellschaft insgesamt nützlich? In dieser Folge unserer Newsroom-Reihe Valdivia Expertentipp: Employer Branding beleuchten wir Hintergrund und Umsetzung dieses Begriffs und knüpfen damit an den Beitrag zur Mitarbeiterbindung vom Januar an.
„Start with Why“: Wie Purpose motiviert
Betriebsklima und Unternehmenskultur sind heute entscheidend für die Mitarbeiterbindung1. Dazu gehört, dass die Mitarbeitenden den Zweck des Unternehmens in einem größeren Rahmen sehen können – und damit auch den Sinn ihrer Arbeit. Diese Sinngebung hat der renommierte Autor und Unternehmensberater Simon Sinek in seinem Bestseller „Start with Why“ analysiert. Er zeigt darin, dass erfolgreiche Persönlichkeiten von Martin Luther King Jr. bis Steve Jobs nach demselben Muster dachten, handelten und kommunizierten: Sie konzentrierten sich auf das Warum. Mit diesem Ansatz inspirierten sie ihre Mitstreiter und erzielten bedeutende Erfolge. Sinek zufolge ist die Motivation von Mitarbeitenden am besten zu erreichen, wenn das Unternehmen glaubhaft die Frage nach dem Warum beantwortet.
Ein klarer Unternehmenszweck ist also ein echter Mehrwert, den alle Beteiligten für sich verbuchen können – neben Mitarbeitenden auch die Kundschaft und sogar Dienstleister bzw. Zulieferer. Damit wird Sinnhaftigkeit die Grundlage für jede Entscheidung und die Basis jeden Handelns. Das reine Gewinnstreben tritt in den Hintergrund; soziales Handeln und verantwortungsbewusstes Wirtschaften werden Teil des Unternehmens- wie des Arbeitgeberimages.
Die Antwort auf das Warum finden
Auf Mitarbeitende wirkt ein profilierter Unternehmenszweck als ein Identifikationsanker. Er stärkt das Gefühl der Zugehörigkeit und des Selbstwerts. Man kann mit gutem Gewissen stolz auf die Leistungen des Unternehmens sein … vorausgesetzt, der Purpose ist keine bloße Kosmetik, sondern wird konkret und dauerhaft gelebt. Drei Schritte helfen, um für ein Unternehmen die Frage zu beantworten, warum bzw. wozu es existiert:
- Das solide Fundament
Mögliche Quellen sind die Unternehmensgeschichte, passende Projekte und Initiativen aus der Vergangenheit, bereits eingeführte Bausteine wie Diversity, soziale Aktivitäten oder auch Prozesse, die z. B. Transparenz, Zuverlässigkeit etc. in der Durchführung von Projekten gewährleisten. Sehr wichtig ist es dabei, alle Abteilungen und möglichst viele Mitarbeitende einzubeziehen; je nach Lage können auch ehemalige Mitarbeitende wertvolle Beiträge liefern.
- Die glaubwürdige Beschreibung
Aus dieser Sammlung gilt es anschließend, eine Quintessenz zu bilden, die nachvollziehbar zu Ihrem Unternehmen passt und im Idealfall einzigartig ist. Nachvollziehbar bedeutet, mit möglichst einfachen Worten glaubhafte, realitätsnahe Aussagen zu treffen. Wenn Sie zum Beispiel für bezahlbaren Wohnraum stehen, sollten die Preise oder Mieten zu dieser Aussage passen. Wenn Diversität zu Ihren Schwerpunkten zählt, sollte sich das in der Zusammensetzung der Teams widerspiegeln.
- Die greifbare Umsetzung
Ein Purpose muss gelebt werden und für alle Beteiligten erlebbar sein. Dazu gilt es auch, Funktionen oder Stellen zu schaffen, die die Umsetzung z. B. mit Schulungen begleiten und bei Hindernissen mit Rat und Lösungen helfen können. Vor allem müssen sich sämtliche Führungskräfte vom Teamleiter bis zum C‑Level zu dem Purpose bekennen und dies auch in ihrem Handeln ausdrücken.
Purpose in der Praxis
Eines ist klar: Reine Lippenbekenntnisse überzeugen niemanden, haben im ungünstigsten Fall sogar die gegenteilige Wirkung. Wo ein Unternehmen sich einem sinnstiftenden Purpose verpflichtet, sollten seine Mitarbeitenden auch erleben, dass sie „dazu gehören“, dass sie Möglichkeiten zur Mitsprache haben, dass Feedback willkommen ist und sie sich beruflich weiterentwickeln können.
Woher aber wissen Sie, ob Ihr Unternehmenszweck die Mitarbeitenden erreicht? Eine aktuelle Deloitte-Studie2 empfiehlt, regelmäßig Kennzahlen zu erheben, die – vor allem über den mehrjährigen Vergleich – den Erfolg Ihres Purpose messen. In Frage kommen zum Beispiel:
- Umfragen zur Eigenwahrnehmung der Zweck- und Sinnhaftigkeit sowie zur zeitlichen Verteilung wert- und sinnvoller Arbeit vs. sinnentleerter Routine,
- eine punktebasierte Einstufung von freiwilligem oder sozialem Engagement im Unternehmen oder Kollegenkreis, basierend auf Teilnahmestufe und aufgewendeter Zeit,
- Faktoren, die an die Zufriedenheit mit der Sinnerfüllung geknüpft sind, wie Fehltage, Ertragswerte oder andere Leistungen.
Solche Kennzahlen haben zudem einen zweiten Nutzen: Sie zeigen, dass eine Sinnbestimmung keine bloße Gedankenspielerei ist, sondern ganz real zum Unternehmenserfolg beitragen kann.
1 Hays HR-Report 2023 MITARBEITER-BINDUNG, Februar 2023
2 Deloitte 2024 Human Capital Trends, Februar 2024
(Bildquelle: istockphoto)