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Employer Branding — Folge 12:
Mentale Gesundheit fördern – leider oft noch ein Tabu

03.04.2024
  • Expertentipps

Bene­fits für Mitar­bei­t­ende sind ein zentrales Thema beim Employ­er Brand­ing. Dennoch wird über die Förderung der mental­en Gesund­heit nicht gern gesprochen. Es gibt sogar einem Begriff dafür: „Well-Hush­ing“ – das Verschweigen entsprechen­der Ange­bote. Dahin­ter steht die Angst, mit einem immer noch als pein­lich geltenden Thema in Verbindung gebracht zu werden. Mit diesem Beitrag unser­er Reihe Valdivia Exper­ten­tipps wollen wir Ihnen Mut machen, das Thema für Ihr Employ­er Brand­ing aufzu­greifen – sowohl prak­tisch als auch in der Kommu­nika­tion nach innen und außen.

Die akute Bedeu­tung: Zahlen und Fakten

  • Schon seit eini­gen Jahren schla­gen die Krankenkassen Alarm: Verstärkt durch die Coro­na-Epidemie, nehmen psychis­che Erkrankun­gen bei Erwerb­stäti­gen deut­lich zu. 2021 waren sie der Grund für ca. 19 % aller Kranken­t­age1; 2022 standen z. B. depres­sive Episo­den bere­its an viert­er Stelle als Ursache für Arbeit­saus­fälle2.
  • Auch Studi­energeb­nisse des Immo­bilien­in­vest­ment-Spezial­is­ten Catel­la zum bevorzugten Arbeit­sort verweisen indi­rekt auf den Faktor psychis­ch­er Belas­tung3: 82 % der Befragten wünschen sich eine Kombi­na­tion aus Home­of­fice-Tagen und dem gewohn­ten, sozialen Miteinan­der im Büro; nur 2 % würden sich als reine Home­of­fice-Beschäftige wohlfühlen.
  • Die Folgen sind jedoch nicht nur Kranken­t­age. Laut einer McKin­sey-Studie4 kündi­gen Mitar­bei­t­ende mit mental­en Prob­le­men mit vier­fach höher­er Wahrschein­lichkeit ihren Job.

Zugle­ich bestätigt die McKin­sey-Studie die Well-Hush­ing-Prob­lematik: Fast 90 % aller Arbeit­ge­ber bieten bere­its Wohlfühl­pro­gramme an. Doch offen­bar greifen sie nicht – sei es, weil der Zuschnitt nicht stimmt, sei es, weil sie in den Belegschaften nicht wahrgenom­men werden oder Vorbe­halte wecken.

Der erste Schritt: Ursachen abbauen

Auf Ursachen und damit auf Ansätze zur Verbesserung der Belas­tungssi­t­u­a­tion verweist ein Aufsatz zu Gefährdun­gen in Inge­nieurberufen5, die auch stel­lvertre­tend für andere Sparten stehen können:

  • zu knappe Zeitvor­gaben, beson­ders wenn Termin­druck zusät­zlich die paral­lele Bear­beitung verschieden­er Aufgaben auslöst,
  • zu wenig Spiel­raum in der Gestal­tung der eige­nen Arbeit,
  • organ­isatorische Faktoren wie Umstruk­turierun­gen, erzwun­gene Arbeit­sun­ter­brechun­gen, Ausfall von Pausen und ganz allge­mein eine mangel­hafte Arbeit­sor­gan­i­sa­tion sowie ein inko­härenter Führungsstil.

Ein Abbau solch­er Stress­fak­toren verbessert nicht nur die Produk­tiv­ität, das Betrieb­skli­ma und die Glaub­würdigkeit des Employ­er Brand­ing. Als Arbeit­ge­ber folgen Sie damit auch der geset­zlich vorgeschriebe­nen Fürsorgepflicht und senken Haftungsrisiken.

Mentale Gesund­heits­förderung: Ideen für die Praxis

  • Vorträge und Workshops
    Belas­tun­gen lassen sich am besten abbauen, wenn sie allen im Unternehmen bewusst und geeignete Abhil­fen bekan­nt sind. Ein erster prak­tis­ch­er Schritt dazu können betrieb­sin­terne Veranstal­tun­gen sein, ideal­er­weise geleit­et von exter­nen Spezial­is­ten. Mögliche Themen sind z. B. das persön­liche Zeit­man­age­ment, Entspan­nung­stech­niken, Burnout- und Bore­out-Vorbeu­gung sowie das Erken­nen von Anze­ichen für eine Depression.
  • Ruher­aum
    Wo es möglich ist, ist ein eigen­er, passend eingerichteter Raum zur Entspan­nung die ideale Ergänzung Ihrer Pause­nange­bote. Hier kann sich zurückziehen, wer einfach mal für eine kurze Zeit abschal­ten möchte, medi­tieren oder – über Kopfhör­er – beruhi­gen­den Klän­gen lauschen.
  • Going-Dark
    Viel Stress entste­ht im Arbeit­sall­t­ag – und erst recht in der Freizeit – durch die Anforderung, ständig erre­ich­bar zu sein. Einige Unternehmen haben dies bere­its erkan­nt und block­ieren für Mitar­bei­t­ende aktiv den Zugang zu geschäftlichen E‑Mails in der Freizeit. Einen Schritt weit­er geht das „Going-Dark“ am Arbeit­splatz: Zeit­en, in denen der oder die Mitar­bei­t­ende nicht erre­ich­bar ist, keine Anrufe bekom­men oder Mails erhal­ten und sich ungestört auf wichtige Aufgaben konzen­tri­eren kann.

Staatliche Förderung: Steuern sparen für die Gesundheit

Die gute Nachricht zum Schluss kommt aus dem Geset­zbuch: „Bis zu 600 Euro kann ein Arbeit­ge­ber pro Mitar­beit­er und Jahr steuer­frei für (…) Leis­tun­gen zur Verhin­derung und Vermin­derung von Krankheit­srisiken und zur Förderung der Gesund­heit erbrin­gen.“ (§ 3 Nr. 34 EstG) Voraus­set­zung ist, dass ein zerti­fiziert­er Anbi­eter gewählt wird oder die Maßnah­men dem Leit­faden Präven­tion des GKV-Spitzen­ver­bands entsprechen. Eben­falls – völlig – steuer­frei sind „Aufwen­dun­gen zur Gesund­heits­förderung aus über­wiegend eigen­be­trieblichem Inter­esse“ wie zum Beispiel die Einrich­tung des oben erwäh­n­ten Ruheraums.

Die Förderung der mental­en Gesund­heit am Arbeit­splatz sollte also kein Tabu sein. Es beste­ht dafür nicht nur ein breit­er Bedarf, sondern sie ist auch wirtschaftlich sinnvoll. Und sogar der Staat hilft mit, Ihr Profil als Arbeit­ge­ber und den Erfolg Ihres Unternehmens durch ein gesun­des Arbeit­sum­feld langfristig zu stärken.

 

 

(Bildquelle: istock­pho­to)

 

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