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Scrum: Agiles Arbeiten bei Bau und Immobilien –
nur eine Zukunftsvision?

17.04.2024
  • Zukunft

Sicher­lich kann man den Dachstuhl nicht vor dem Funda­ment erricht­en – aber vielle­icht schneller aufset­zen. Möglich wird dies durch eine agile Arbeitsweise namens Scrum, zu Deutsch „Gedränge“, ein Begriff aus dem Rugby. Erfun­den wurde Scrum, um komplexe Soft­ware-Projek­te schneller voranzubrin­gen. Im Immo­bilien­bere­ich bieten sich zunächst digi­tale Anwen­dun­gen an wie z. B. die Gebäude-Digi­tal­isierung, eine Mieter-App oder ein ERP („Enter­prise Resource Plan­ning“)1 für Ihr Unternehmen. Doch auch für eine effizien­tere Real­isierung von Baupro­jek­ten kann Scrum einge­set­zt werden. In der Reihe Zukun­ft: Gover­nance unser­er News­room-Beiträge richt­en wir dies­mal den Fokus auf den Nutzen dieser Meth­ode fürs Bauen und die Immobilienentwicklung.

Über­schaubare Lösungswege für komplexe Aufgaben

Scrum entstand aus der Erfahrung heraus, dass viele Entwick­lung­spro­jek­te heute zu komplex sind, um in herkömm­lich­er Weise von A bis Z durchge­plant zu werden. Neue Anforderun­gen und Lösun­gen während der Laufzeit brin­gen die klas­sis­che Projek­t­pla­nung leicht aus dem Tritt. Scrum setzt dage­gen auf schnell erre­ich­bare Zwis­ch­en­ergeb­nisse, häufige empirische Abgle­iche und eine schrit­tweise, organ­is­che Entwick­lung. Wesentliche Elemente von Scrum sind

  • das Prod­uct Back­log – der Gesamt­plan, der ständig verbessert und an neue Faktoren angepasst wird;
  • das Sprint Back­log – Detailpläne für über­schaubare und schnell real­isier­bare Zwis­chen­schritte (soge­nan­nte „Sprints“).

Eine neue Organ­i­sa­tion von Arbeit

Zur Real­isierung von Scrum-basierten Projek­ten gehören „Rollen“ mit bestimmten Funk­tio­nen – als wichtig­ste das Team. Hier arbeit­en in der Regel Spezialist:innen aus verschiede­nen Fach­bere­ichen selb­stor­gan­isiert zusam­men. Opti­male Produk­tiv­ität erre­icht ein Team durch vier Grundsätze:

  • Das Projek­tziel muss klar sein, damit jedes Team­mit­glied weiß, wofür es sich engagiert.
  • Das Team entschei­det selb­st, wie es die geset­zten Ziele erre­ichen will.
  • Das Team sollte alle beteiligten Diszi­plinen vere­inen und sich regelmäßig über die einzel­nen fach­lichen Aspek­te austauschen.
  • Das Team darf nicht zu groß sein; fünf bis neun Mitglieder gelten als optimal.

Zwei weit­ere Rollen sind der Prod­uct Owner und der Scrum Master. Der Prod­uct Owner setzt die Ziele eines Projek­ts, ist für seinen wirtschaftlichen Erfolg verant­wortlich und vertritt es nach außen, im Unternehmen und gegenüber den Kunden. Der Scrum Master ist nicht in die inhaltliche Arbeit einge­bun­den. Vielmehr achtet er auf Einhal­tung der Scrum-Regeln, organ­isiert und moderiert den Projek­tablauf und räumt Hindernisse aus dem Weg, die das Team in sein­er Arbeit behindern.

Die Ziele bleiben, nur der Weg wird kürzer

Scrum bedeutet ein an Zwis­chen­schrit­ten orien­tiertes Arbeit­en. Als greif­bar­er Vorteil werden Stake­hold­er wie z. B. Auftragge­ber regelmäßig einbe­zo­gen. So bildet sich ein größeres Verständ­nis für den Bauver­lauf und auch für entste­hende Verzögerun­gen oder Mehrkosten.

Ein weit­er­er wesentlich­er Gewinn durch Scrum entste­ht durch die hohe Effizienz der engen, inter­diszi­plinären Zusam­me­nar­beit im Team. Der Infor­ma­tion­saus­tausch muss nicht durch den „Flaschen­hals“ eines über­ge­ord­neten Projek­t­man­age­ments. Das Team übern­immt Verant­wor­tung und Entschei­dungs­befug­nisse, wozu in der Regel auch die gesteigerte Eigen­mo­ti­va­tion beiträgt. So werden durch ein Scrum-Team viele Faktoren gut verar­beit­et, bei denen die tradi­tionelle Planung oft steck­en­bleibt, wie z. B.

  • Verän­derun­gen durch Geset­ze und Vorschriften, die oft lange Zeit in der Schwebe bleiben und deren genaue Regelun­gen zunächst unbekan­nt sind,
  • neue Trends und Verfahren wie z. B. zur Energieerzeu­gung bzw. ‑einsparung oder der 3D-Druck, deren Erfolg und Nutzen zunächst unklar ist,
  • das prak­tis­che Zusam­men­spiel von Soft­ware, Produk­tion­stech­nolo­gie und der Erfahrung der Fach­leute vor Ort auf der Baustelle,
  • in Baupro­jek­ten mit Subun­ternehmern: Hier beschle­u­nigt Scrum die Durch­laufzeit­en, verbessert die Zusam­me­nar­beit der Gewerke, reduziert Verschwen­dung und steigert somit den Gewinn und die Zufrieden­heit der Auftraggeber.

Auch mit Scrum wird also das Funda­ment vor dem Dachstuhl erstellt. Doch insbeson­dere Planung, Genehmi­gun­gen und die Koor­di­na­tion von Gewerken werden vere­in­facht. So sitzt dann am Ende das Dach dank Scrum doch schneller auf dem Gebäude, als man es bish­er gewohnt war.

1 ein Soft­waresys­tem zur Unternehmensführung, das alle Prozesse in Services, HR, Einkauf, Finanzen etc. integriert

(Bildquelle: istock­pho­tos)