Wie kann Unternehmensführung nachhaltig werden … zur „Good Governance“ im Sinne der UNO-Ziele? In der Reihe Zukunft stellen wir Antworten vor, heute: den „CEO Day“, zu Deutsch „Entscheider*innen-Tag“. Die Idee aus den USA wirkt so naheliegend, dass sie sich eigentlich schon längst hätte herumsprechen müssen. Denn was könnte einem Unternehmen besser tun als Top-Entscheider*innen, die für – mindestens – einen Tag im Monat tatsächlich in Ruhe arbeiten, statt ihre Zeit in Video-Calls und Meetings zu verbringen?
Der Wert eines unverplanten Tages
2017 veröffentlichten Michael E. Porter und Nitin Nohria von der Harvard Business School die Ergebnisse einer Langzeitstudie1: Top-Entscheider sind praktisch immer „im Dienst“. Sie arbeiten an Werktagen durchschnittlich ca. 10 Stunden, an den meisten Wochenenden ca. 4 Stunden und selbst im Urlaub ca. 2,4 Stunden pro Tag. Jeder möchte Zugang zu ihnen; die Teilnehmer der Studie verbrachten rund 72 Prozent ihrer Arbeitszeit in Meetings. Hinzu kommen repräsentative Pflichten von Auftritten auf Verbandstagen oder in den Medien bis zur Begrüßung neuer Mitarbeiter*innen.
Da erscheint es wie ein Traum, wenn der Kalender an mindestens einem Arbeitstag pro Monat völlig leer bleibt. Doch es ist ein Traum, der Ihnen klare Vorteile bietet: Endlich können Sie als Unternehmer*in wieder etwas unternehmen – z. B. eigene Ideen und Projekte entwerfen und vor allem auch mal spontan sein. Mittel- bis langfristig ist die nachhaltige Wirkung enorm: Sie bekommen wieder ein besseres, weil direkteres Gefühl für Ihr Unternehmen. Außerdem motiviert ein Chef, der solch ungewöhnliche Wege geht, auch seine Mitarbeiter*innen.
Raus aus dem Alltag, rein ins Vergnügen
Was aber tun an einem Tag, der so plötzlich blütenweiß im Kalender aufleuchtet? Für den gelungenen Entscheider*innen-Tag empfehlen Business-Ratgeber, sich durchaus konkrete Themen vorzunehmen – nur eben ohne den Zwang, abends ein Ergebnis auf den Tisch zu legen. Häufig genannte Tipps reichen von vergnüglicher Kreativität bis dahin, sich vom quälenden Druck lange aufgeschobener Mühsal zu entlasten:
- Sie könnten sich die Zeit nehmen, die Zahlen Ihres Unternehmens oder Markts einmal wieder selbst zu prüfen. Welche neuen Entwicklungen gibt es und worauf weisen sie hin? Sagen die KPIs Ihnen wirklich das, was Sie wissen wollen? Wo zeichnen sich Chancen ab und wo wäre ein Schlussstrich die bessere Lösung?
- Sie können Ihren Posteingang entrümpeln und die Gelegenheit nutzen, ein paar interessante Newsletter oder Zeitschriften endlich einmal gründlicher zu lesen.
- Sie bringen Ihr Wissen auf den neusten Stand – mit Fachmagazinen, einem aktuellen Buch oder, indem Sie sich in Ruhe mit Ihren internen Fachleuten zusammensetzen.
- Sie arbeiten an eigenen Ideen oder entwerfen neue Strategien für Ihr Unternehmen. Denken Sie dabei ruhig auch an sich: Was könnten Sie tun, um Aufgaben besser zu delegieren und sich selbst noch besser zu entlasten?
- Sie sprechen mit Mitarbeiter*innen, die Sie sonst allenfalls auf dem Korridor treffen … und hören dabei vor allem zu. Manche unauffällige Bürokraft trägt interessante Ideen für Ihr Unternehmen mit sich herum.
So wird Ihr Entscheider*innen-Tag ein Erfolg
Falls Sie nun begonnen haben, Gefallen an der Idee zu finden, hier noch ein paar Tipps zur praktischen Umsetzung:
- Informieren Sie am Anfang Ihre engeren Mitarbeiter*innen über Sinn und Zweck des Entscheider*innen-Tags. So vermeiden Sie Irritationen, wenn Sie plötzlich für einen ganzen Tag nicht erreichbar sind.
- Sie müssen den Tag nicht im Büro verbringen; ein ruhiges Café oder die eigene Terrasse sind sicher gute Alternativen. Nur sollte die Umgebung Sie nicht vom Arbeiten abhalten.
- Halten Sie den Tag frei vom Tagesgeschäft! Als Sammelplatz für unerledigte Termine und Kleinigkeiten verkommt er sonst schnell wieder zu einem ganz normalen Arbeitstag.
Zum Abschluss haben wir noch ein besonders gutes Argument für Ihren Entscheider*innen-Tag: Er fördert Nachhaltigkeit und Qualität Ihrer Führung, ohne einen Cent zu kosten!
1 Harvard Business Review 2018: „How CEOs Manage Time“ – How CEOs Manage Time (hbr.org)