Vor vier Jahren hat uns die Faszination für die Tiefen der Weltmeere zu unserer Namenspatronin geführt, dem Forschungsschiff „Valdivia“. Im April haben wir in unserer Newsroom-Rubrik Zukunft die Arbeit des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) und seines Flaggschiffs „Polarstern“ vorgestellt. Ab sofort engagieren wir uns auch direkt – als Mitglied des AWI-Fördervereins, der u.a. wissenschaftliche Projekte und Veranstaltungen, die Öffentlichkeitsarbeit und Lehrprogramme für Schulen unterstützt.
Warum das Alfred-Wegener-Institut
Seit weit über einem Jahrhundert werden die Tiefen der Weltmeere systematisch erforscht. Dennoch ist das Wissen über sie immer noch begrenzt, und viele Ergebnisse führen zu mehr neuen Fragen als Antworten. Daher ist Meeresforschung oft zunächst Grundlagenforschung – die jedoch in engem Zusammenhang mit unserem täglichen Leben steht:
- Die Wassermassen der Ozeane sind der wichtigste CO2-Speicher und Klimaregulator der Erde. Als Verbindung zwischen den immer häufigeren und extremeren Wetterereignissen und dem globalen Klimawandel haben sie einen weitreichenden Einfluss, den wir bisher noch immer nur unvollständig verstehen.
- Zugleich sind die Meere die größte verfügbare Ressource auf unserem Planeten. Sie bieten Nahrung, Erholung, Verkehrswege, Biodiversität und Rohstoffe.
- Zu trauriger Letzt ist die menschengemachte Verschmutzung der Ozeane inzwischen ein Problem, das ohne Forschung kaum noch gelöst werden kann.
Zu all diesen Themen forscht das Alfred-Wegener-Institut als international anerkanntes Kompetenzzentrum der Polar- und Meeresforschung. Dabei ist das AWI weltweit eine der wenigen wissenschaftlichen Einrichtungen, die in Arktis und Antarktis gleichermaßen aktiv sind. Es koordiniert die deutsche Polarforschung, erforscht aber auch die Nordsee und ihre deutschen Küstenregionen. Mit seiner innovativen Forschung, einer ausgezeichneten wissenschaftlichen Infrastruktur und langjähriger Expertise leistet das AWI einen wesentlichen Beitrag, das Klimageschehen der Erde zu verstehen – einen Beitrag, der in unseren Augen Bekanntheit und Unterstützung verdient.
Polargebiete und Klima – Zusammenspiel mit vielen Fragezeichen
Starkregen, Hitzeperioden – der Klimawandel findet inzwischen vor unseren Augen statt. Wir wissen, dass wir etwas dagegen tun müssen. Doch dazu gehört ein tiefes Verständnis der Vorgänge: Was genau geschieht da? Was sind kurzfristige Schwankungen, was langfristige Trends? Wie hängen die verschiedenen Ursachen zusammen? Und welche Dynamik haben diese Prozesse?
Gerade die Polargebiete und ihre Meere spielen eine zentrale Rolle im globalen Klimasystem. Als Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung konzentriert sich das AWI daher vor allem auf die kalten und gemäßigten Regionen der Welt. Gemeinsam mit zahlreichen nationalen und internationalen Partnern versuchen die beteiligten Wissenschaftler:innen, die komplexen Prozesse im Klimageschehen zu entschlüsseln. Die Polar- und Meeresforschung war schon zu Zeiten “unserer” Valdivia eine faszinierende wissenschaftliche Herausforderung. Heute ist sie ein Stück unerlässlicher Zukunftsforschung.
Auf Expedition im antarktischen „Sommer“
Ein Beispiel für die Arbeit des Alfred-Wegener-Instituts ist die aktuelle Expedition der Polarstern, des Flaggschiffs der AWI-Flotte. Ab dem 24.12. ist sie im Weddellmeer unterwegs , einem Gebiet vor der Küste der Antarktis mit einem reichen, vielfältigen Ökosystem. Hier leitet das AWI seit einigen Jahren das „Hybrid Antarctic Float and Ocean Observatory“ (HAFOS) Projekt. Ziel des HAFOS ist es, die komplexen Bewegungen des Schelfeises und die Wechselwirkung mit den regionalen Meeresströmungen zu beobachten. Dazu werden die Messungen von Forschungsschiffen, fest installierter Geräte im Ozean und treibender Bojen kombiniert.
Bis heute hat das HAFOS zu einem besseren Verständnis von Meeresströmungen beigetragen und geholfen, Veränderungen dieser Strömungen und damit Erwärmungsprozesse des Ozeans zu dokumentieren. Das Projekt konnte zeigen, wie bestimmte physikalische und chemische Prozesse im Meer verlaufen. Eine wichtige Erkenntnis daraus ist zum Beispiel, wie das Schmelzwasser des Schelfeises vor der Küste des Kontinents die globale Ozeanzirkulation, den Meeresspiegel und die Speicherung von Kohlenstoff beeinflusst.
Nun sollen neue Messgeräte im Gebiet des Weddellmeeres verankert und die Strömungen auch vom Schiff aus gemessen werden. Außerdem entnehmen die Wissenschaftler: innen physikalische und biogeochemische Proben, um Stoffkreisläufe zum Beispiel von Kohlenstoff, Stickstoff, Schwefel und Phosphor zu untersuchen. Zuvor hat sich die Polarstern in ihrem “Nebenberuf” als Frachtschiff betätigt und die deutschen Antarktis-Stationen Kohnen und Neumayer III mit Nachschub versorgt.
Valdivia und das Meer – eine tiefgründige Verbindung
Tiefgang in der Leistung, Leidenschaft fürs Meer – so fanden wir unseren Namen Valdivia. Denn „Valdivia“ hieß das deutsche Forschungsschiff, das 1898 zu einer systematischen Erforschung der Tiefsee aufbrach. Geleitet wurde die Expedition von dem Zoologen Carl Chun (1852 — 1914) aus Höchst, heute Frankfurt am Main. Ausgerüstet mit den damals modernsten Forschungseinrichtungen, konnte die Valdivia Meerestiefen bis zu sechs Kilometern und mehr ausloten. Ferner besaß sie von Carl Chun entwickelte Spezialnetze, mit denen sie Flora und Fauna in fast jeder Tiefe sammeln und zur Untersuchung an die Oberfläche bringen konnte.
Gemeinsam mit dem Alfred-Wegener-Institut laden wir nun auch Sie ein, die Forschungsarbeit zu unterstützen, die einst mit Carl Chun begann und heute wichtiger und aktueller ist denn je: Wenn viele ein Weniges tun, ist doch am Ende viel getan!
(Bildquelle: Alfred-Wegener-Institut)