Haben Sie schon einmal daran gedacht, Ihre Führungsriege mit Sportler:innen zu verstärken? Oder welche wertvollen Fähigkeiten gerade Geflohene und Asylsuchende mitbringen? Viele Unternehmen denken beim Thema Quereinsteiger:innen eher konservativ. „Out of the box“ wird selten gesucht. Dabei bieten sich auch jenseits verwandter Berufe und reaktivierter Pensionäre reizvolle Lösungen. Einen Denkanstoß dazu möchten wir Ihnen mit diesem Beitrag aus unserem Newsroom geben. Mit der Reihe Valdivia Zukunft stellen wir Ihnen dort immer wieder neue oder ungewöhnliche Ideen zu Unternehmensführung und HR-Management vor.
Mit Quereinsteiger:innen gegen den Fachkräftemangel
Bis 2030 kann die Zahl der Bewerber:innen pro offener Stelle auf 0,38 sinken, wie eine aktuelle Studie der Job-Plattform Heyjobs1 errechnet hat. Quereinsteiger:innen sind ein Teil der Lösung – das haben heute schon viele Unternehmen erkannt. Dennoch werden die Vorteile dieser Personalressource oft noch unterschätzt:
- Die Bereitschaft von Mitarbeitenden zu Weiterbildung und Umschulung sind heute wesentliche Erfolgsfaktoren. Quereinsteiger:innen bringen dazu „von Haus aus“ die notwendige, flexible Einstellung mit – und die Motivation, sich neuen Themen zu stellen.
- Auch zunächst exotisch wirkende Hintergründe und Erfahrungen bereichern ein Team und können zu neuen Perspektiven und Lösungen führen.
Zukunftschance Grundfähigkeiten
Woher aber könnten die zukünftigen Leistungsträger:innen kommen? Naheliegende Gruppen wie ausländische Fachkräfte, verwandte Berufe oder Pensionär:innen sind schließlich auch nicht unerschöpflich.
Des Rätsels Lösung lautet „Grundfähigkeiten“. Gemeint sind Persönlichkeitsmerkmale, die jemand aus seiner bisherigen Entwicklung oder Laufbahn mitbringt. Für die Aufgaben in Ihrem Unternehmen können sie eine Voraussetzung und sogar eine Bereicherung sein. Beispiele:
- Sportprofis und ‑Ligaamateure (Disziplin, Leistungswillen, Durchhaltekraft)
- Geflohene und Asylsuchende (Motivation, Resilienz, ggf. sogar kombiniert mit passenden fachlichen Kenntnissen)
- Personen mit militärischem Hintergrund, bes. Offiziere und Unteroffiziere (Disziplin, Führungserfahrung, Organisationstalent, Logistik)
- Gamer:innen (Flexibilität, Neugier, Computerskills)
Der Gedanke dahinter: Sie suchen Menschen, deren Mindset zu Ihren Anforderungen passt, für die es jedoch in ihren bisherigen Positionen keine direkten Entwicklungsperspektiven oder Karrierechancen gibt.
Bis 2030 wird „out of the box“ zum Standard
So zumindest sieht es eine Studie der Universität St. Gallen und von PricewaterhouseCoopers2. Gegenüber der Vor-Corona-Zeit und selbst heute werden bis in sechs Jahren neben analytischen Kompetenzen vor allem visionäres Denken und Experimentierfreudigkeit im HR-Bereich den größten Zuwachs an Bedeutung erleben.
Derselben Studie zufolge werden bis 2030 die Qualifizierung von Mitarbeitenden sowie ein Transformations- und Changemanagement ebenfalls noch einmal deutlich an Bedeutung gewinnen. Kurz gesagt: Der Unterschied zwischen der Integration fachfremder und der Neuausrichtung bestehender Kräfte nimmt also ab; die Aufgaben von morgen erfordern ein Umschulen und Weiterbilden für alle.
Vom Quereinstieg zu einer Kultur der Vielfalt
Um Quereinsteiger:innen nachhaltig als Stärkung der Belegschaft zu gewinnen, sollte sich das ganze Unternehmen auf diese Strategie einstellen – auch zum Vorteil Ihrer Stammbelegschaft:
- Schulungsprogramme und Hospitanzen könnten mit einem Buddy- oder Mentorenmodell verbunden werden; auch der punktuelle Einsatz externer Partner für bestimmte Schulungseinheiten ist denkbar.
- Schulungen, Weiterbildung und berufliche Förderung jeder Art sollten integraler Bestandteil der gesamten Unternehmenskultur werden.
- Flexible Karrierewege machen es ebenfalls nicht nur Quereinsteiger:innen leichter, den für sie optimalen Platz zu finden.
Last but not least ist ein Klima gegenseitigen Verstehens wichtig. Die neuen Kolleg:innen sollten Respekt für die Herausforderungen und Leistungen der bestehenden Belegschaft entwickeln – wie auch umgekehrt. Schaffen Sie z. B. Foren und Anlässe, bei denen die Quereinsteiger:innen über ihre bisherigen Tätigkeiten und Erfahrungen berichten. So werden Vorurteile abgebaut und alle Beteiligten können die Chancen besser erkennen, die die neue Vielfalt ihnen bietet.
Fußnoten:
- Recruiting Trends 2024; HeyJobs GmbH, 01/24
- Trend-Barometer: People Management 2030 – Im Umbruch zwischen Technologie und Kulturtransformation; Universität St. Gallen, Institut für Führung und Personalmanagement und PricewaterhouseCoopers GmbH, 03/23
(Bildquelle: istockphotos.com)