Was macht eine Führungskraft, wenn alles läuft? Das Quartiersprojekt ist abgeschlossen, die neue Niederlassung im Ausland etabliert, die Projektentwicklung mit Rekordzahlen verkauft – wie geht es weiter?
Genau hier zeigt sich wahre Leadership-Qualität. Ein Fußballtrainer kann sich nicht auf den Lorbeeren einer gewonnenen Meisterschaft ausruhen. Das Gleiche gilt in Unternehmen: Erfolg ist der Beginn der nächsten Etappe und nicht das Ende.
Generell ist Führung im Jahr 2025 mehr als die Steuerung von Abläufen und das Erreichen von Zielen. Eine starke Führungspersönlichkeit sorgt dafür, dass Organisationen auch in Zukunft erfolgreich und widerstandsfähig sowie innovativ sind. In der neuen Reihe „Governance | LeadershipImpulse” hier im Valdivia Newsroom haben wir erst kürzlich das Thema „Nachhaltige Führung” beleuchtet. Heute geht es darum, welche Aufgaben eine Führungskraft hat, wenn das Unternehmen stabil dasteht. Denn wie geht es weiter, wenn alles in ruhigen Gewässern verläuft und alle zufrieden sind?
Kernaufgaben in Zeiten des Erfolgs
Erfolge verleiten dazu, den eingeschlagenen Kurs fortzuführen. Wie im Fußball muss Führung jedoch weitergehen. Moderne Führungskräfte, so ein Ergebnis der aktuellen Studie der Deutschen Gesellschaft für Personalführung1, sollen Prozesse hinterfragen, Potenziale identifizieren und den Blick in die Zukunft richten. Sie schaffen Strukturen für Innovation und fördern eine Kultur des Lernens und Weiterentwickelns. Neben der klassischen Fokussierung auf Strategie und Effizienz gewinnen neu gedachte und polymathische Ansätze an Bedeutung. Führungskräfte, die unterschiedliche Disziplinen zusammenführen, legen den Grundstein für Innovation und Zukunftsfähigkeit.
Selbstzufriedenheit vermeiden
Ein zentrales Führungsprinzip besteht darin, Selbstzufriedenheit vorzubeugen. Erfolge dürfen nicht zur Komfortzone werden. Wie im Rudersport gilt: Nur wenn alle im gleichen Rhythmus ziehen, bleibt das Boot auf Kurs. Ein Trainer sorgt für Präzision, Teamgeist und klare Ansagen – genauso hält eine Führungskraft die Begeisterung in der Organisation lebendig. Dazu gehören eine Feedbackkultur, realistische, aber ambitionierte Ziele und das Vorleben eigener Veränderungsbereitschaft – auch in Erfolgszeiten.
Kontinuierliche Verbesserung als Haltung
Stillstand bedeutet Rückschritt – im Sport wie im Unternehmen. Eine erfolgreiche Mannschaft bleibt an der Spitze, wenn sie ihre Spielweise weiterentwickelt und offen für Innovationen bleibt. Leader behalten selbstverständlich die Kennzahlen im Blick: Finanzen, Kundenzufriedenheit, Mitarbeiterengagement, Prozessqualität und Innovationskraft. Diese Indikatoren sichern langfristigen Erfolg. Zugleich etablieren Leader Strukturen für kontinuierliche Verbesserung.
Besonders eindrücklich zeigt das auch der Sport: Führung im Erfolg gleicht einem Ultramarathon. Nach dem Marathon ist nicht Schluss, denn die nächste Etappe wartet bereits. Wer dauerhaft bestehen will, muss seine Kräfte klug einteilen, Zwischenziele erreichen und in Bewegung bleiben. Genauso gelingt es Führungspersönlichkeiten, aus einzelnen Erfolgen eine dauerhafte Erfolgsgeschichte zu formen.
Erfolg sichern – der Wille zur Weiterentwicklung
Wie geht es weiter, wenn man erfolgreich ist? Es gibt Parallelen aus dem Sport, die zeigen, wie man konkurrenzfähig bleibt. Roger Federer, gefeierter Tennisstar mit 20 Grand-Slam-Titeln, passte seinen Stil immer wieder an, um besser zu werden. Michael Jordan, sechsmaliger NBA-Champion und Legende der Chicago Bulls, arbeitete hart, änderte seine Rolle im Team und setzte neue Standards – so wurde er nicht nur Spieler, sondern auch Leader. Cristiano Ronaldo, fünffacher Champions-League-Sieger und ebenfalls fünffacher Weltfußballer des Jahres, bleibt auch nach vielen Erfolgen an der Weltspitze, weil er konsequent trainiert, sich diszipliniert ernährt und sein Spiel immer wieder taktisch anpasst. Wahre Spitzenleistung ist Selbstmanagement und der Wille zur Weiterentwicklung.
Diese Beispiele zeigen: Wahre Führung bedeutet, auf Erfolgen aufzubauen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Gerade in Phasen des Erfolgs bedeutet Führung, Prozesse zu optimieren und die Adaptive Performance2 des Teams zu stärken. Studien belegen, dass Führungskräfte die Anpassungsfähigkeit ihrer Teams aktiv fördern können. Ein zentraler Ansatz dafür ist der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP)3: Er bietet Führungskräften ein praktisches Werkzeug, um Beteiligung, Motivation und Lernbereitschaft zu stärken. Moderne Führung zeigt sich damit nicht nur in strategischen Entscheidungen, sondern vor allem in der konsequenten Unterstützung alltäglicher Verbesserungen – ein entscheidender Faktor nachhaltigen Erfolgs.
Kompetenzradar – 16 Skills
Diese eindrucksvollen Erfolgswege sind selbstverständlich nur möglich, wenn neben einer starken Motivation und Leidenschaft für das eigene Tun auch ein breit gefächertes Kompetenzprofil vorhanden ist. Gefragt sind heute – in Krisenzeiten sicher ebenso wie in Erfolgszeiten – neben klassischen Kompetenzen auch viele neue Merkmale moderner Führung2, die oft unter dem Begriff „Humble Leadership“4 (zu Deutsch: demütige oder bescheidene Führung) zusammengefasst werden, wie Selbstreflexion, Offenheit und Bescheidenheit.
- Strategisches Denken – Chancen erkennen, langfristig planen, Orientierung geben.
- Visionäre Kraft – ein Zukunftsbild zeichnen und Teams inspirieren.
- Innovationsbereitschaft – Erfolge weiterentwickeln, Neues zulassen.
- Verantwortungsbewusstsein – Entscheidungen tragen und Vertrauen schaffen.
- Delegationsfähigkeit – Talente fördern und Freiräume schaffen.
- Empathie – zuhören, verstehen und Bindung stärken.
- Kommunikationsstärke – klar, offen und wertschätzend kommunizieren.
- Entscheidungsfreude – handlungsfähig bleiben, auch bei Unsicherheit.
- Resilienz – Rückschläge meistern und Stabilität ausstrahlen.
- Selbstmanagement – Zeit und Prioritäten souverän steuern.
- Integrität – Werte vorleben, authentisch handeln.
- Vorbildfunktion – durch eigenes Verhalten Orientierung geben.
- Coaching & Mentoring – Potenziale erkennen und Entwicklung fördern.
- Veränderungsfähigkeit – Wandel akzeptieren und gestalten.
- Ergebnisorientierung – Ziele setzen und konsequent verfolgen.
- Kontinuierliche Verbesserung – Strukturen für stetiges Lernen etablieren.
Als Meister auch in die neue Saison
Führung in Erfolgszeiten bedeutet also, nicht stehenzubleiben. Gerade dann zeigt sich, ob eine Führungskraft strategisch denkt, Talente fördert und die Motivation sowie „den Ball“ hochhält. Nachhaltige und moderne Führung ist nicht nur in Krisen, sondern auch in Erfolgssituationen relevant – insbesondere durch Werte, Kultur, Beteiligung und Anpassungsfähigkeit, wie eine Studie der Hochschule Niederrhein5 aufzeigt. Die oben beschriebenen Eigenschaften helfen dabei, Erfolge als Sprungbrett für Weiterentwicklung zu nutzen und die Organisation zukunftsfähig aufzustellen.
Im Sport zeigt sich das eindrücklich: Ein Trainer einer Meistermannschaft begnügt sich nicht mit der Titelverteidigung. Er verfeinert Taktiken, fördert neue Talente und hält den Ehrgeiz lebendig, damit aus einem Sieg eine dauerhafte Erfolgsgeschichte wird. Genauso gelingt es Führungspersönlichkeiten, in Zeiten des Erfolgs den Grundstein für nachhaltige Spitzenleistungen zu legen.
Quellen (Auswahl)
- Deutsche Gesellschaft für Personalführung, LEADERSHIP, Fünf Trends einer modernen Führung, _16-23.pdf
- Bonini A, Panari C, Caricati L, Mariani MG (2024) The relationship between leadership and adaptive performance: A systematic review and meta-analysis The relationship between leadership and adaptive performance: A systematic review and meta-analysis | PLOS One
- Innolytics: https://www.innolytics.de/kvp-kontinuierlicher-verbesserungsprozess/
- Harvard Business Review, Februar 2025, The Power of Humble Leadership
- Hochschule Niederrhein, Future Leadership. Führungskompetenzen für die neue Arbeitswelt (März 2024) PdF_Skript_SS2020
(Bildquelle: dreamstime)