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Über Manager in der Immobilienwirtschaft im Vergleich zu anderen Branchen
Bezahlt die Immobilienwirtschaft nach gut zehn Jahren im starken Aufschwung ihre Manager im Vergleich zu anderen Branchen überproportional gut?
In den mehr als 16 Jahren meiner Tätigkeit als Berater in der Immobilienbranche habe ich diesen Aufschwung hautnah miterlebt. In der Tat ist es heute so, dass auf den obersten Führungsebenen, dem Segment, in dem wir uns bewegen und für das wir rekrutieren, weiterhin absolut adäquat und leistungsgerecht bezahlt wird — man partizipiert am Erfolg des Unternehmens, und definitiv sind die Gehälter generell überproportional, auch im Hinblick auf die Inflation, gestiegen. Die Gehälter in diesem Bereich können sich im Vergleich zu anderen Branchen sehen lassen. Sie liegen inklusive Erfolgsbeteiligung zwischen 700 000 und mehr als 1 Million Euro. Zu berücksichtigen ist dabei, dass es sehr viele Variablen gibt und die Vergütung für die gleiche Position je nach Unternehmensart und ‑größe durchaus gehaltlich sehr unterschiedlich gestaltet sein kann, insbesondere bei den nicht fixen Komponenten. Die Immobilienbranche hat sich in dem genannten Zeitraum weiterentwickelt, ist “erwachsen” und deutlich komplexer geworden, damit sind auch die Gehälter und Gehaltskomponenten breiter gefächert und kompetitiver, denn heute ist die Branche mit anderen Industrien verzahnt, wie zum Beispiel der Finanz‑, IT- und der Pharmabranche, in denen die Gehälter über denen der traditionellen Immobilienbranche, wie wir sie früher kannten, liegen.
In welchen Teilen der Branche sind die Gehälter am höchsten, in welchen am niedrigsten?
Gehälter innerhalb der Immobilienwirtschaft richten sich, genau wie in anderen Branchen auch, nach Zyklen und müssen in Abhängigkeit von Angebot und Nachfrage betrachtet werden, gleichzeitig sieht man selbstverständlich Unterschiede je nach Assetklasse und aktueller wirtschaftlicher Lage und Phase, in der ein Unternehmen sich gerade befindet. Wir beobachten, dass insbesondere Positionen mit Managementverantwortung im technischen Bereich im Hinblick auf die Gehaltshöhen stark aufgeholt haben und sich teilweise schon auf dem Niveau befinden, auf dem sich Positionen gleicher Seniorität im operativ-kaufmännischen oder im Finanzbereich bewegen.
Müssen die Spitzenmanager jetzt auch mit Einbußen rechnen, wenn die Immobilienkonjunktur kippt?
Auf der ersten und zweiten Führungsebene haben wir es mit Entscheidern zu tun, die substanziell wichtig für den Unternehmenserfolg sind, dies spiegelt sich auch in den Gehältern wider, die oftmals langfristig vertraglich vereinbart sind. Diese Topmanager haben oft mehrmals Krisen durchlebt, wie beispielsweise die Finanzkrise 2008 und die Schuldenkrise 2011, und können damit sehr viel besser umgehen als viele andere, sind also besonders stabil und krisenerprobt. Diese Sicherheit und dieses Know-how ist gerade in dieser Zeit von immenser Wichtigkeit für Unternehmen, daher werden an dieser Stelle keine Anpassungen vorgenommen. Kurzfristige Effekte sehen wir, wenn, dann eher im Middle-Management und bei leistungsbezogen honorierten Positionen, wie im Bereich Vertrieb.
Wie sieht es im internationalen Vergleich aus: Hinkt die Bezahlung der deutschen Top-Immobilienleute da hinterher?
Wir arbeiten täglich mit vielen internationalen Unternehmen zusammen und erhalten so Einblick in die entsprechenden Gehaltsstrukturen. Und wir können sagen: Es gibt Grund zur Zufriedenheit, denn Deutschland steht im internationalen Vergleich ausgezeichnet da. Zusätzlich zu den sehr guten (Fix-)Gehältern ist Deutschland weit vorne bei den sozialen Komponenten wie Elternzeit und Kündigungsschutz, aber auch Homeoffice, Flexibilität und Gesundheitsvorsorge. Die Wichtigkeit weicher Faktoren auch für Spitzenkräfte ist hier inzwischen erkannt worden. Die entsprechende Unternehmenskultur, die den gesellschaftlichen Wandel in Richtung einer Work-Life-Balance reflektiert, hat stark an Bedeutung gewonnen. Sicherlich übertreffen die Gehälter in den USA immer noch die hiesigen, allerdings haben wir es dort auch mit einer anderen Kultur und Einstellung zur Entlohnung und ganz anderen Faktoren etwa im Hinblick auf Jobsicherheit zu tun.
Die Fragen stellte Michael Psotta.
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