Wie viel Meer steckt in unserem Alltag – und wie viel Zukunft in der Arktis? Am 25. September ruft der World Maritime Day der Vereinten Nationen in Erinnerung, wie untrennbar das Leben auf der Erde mit den Ozeanen verbunden ist. Sein Motto „Unser Ozean, unsere Verpflichtung, unsere Chance“ umreißt die zentrale Rolle, die die Meere für Ökologie und Ökonomie weltweit spielen. Wir nehmen das zum Anlass, um zwei aktuelle Projekte des von uns unterstützten Alfred-Wegener-Instituts AWI vorzustellen: „ShrimpWiz“ zeigt, wie die Forschung des AWI bis ins Supermarktregal und auf unseren Teller wirkt. Und mit der CONTRASTS-Expedition begibt sich die Polarstern auf eine Zeitreise durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der arktischen Eisentwicklung.
Ein Tag fürs Meer-Bewusstsein
Neben dem Welttag der Meere am 8. Juni ist der Welt-Schifffahrtstag das zweite Datum im Kalender, das weltweit an die Bedeutung und den Schutz der Weltmeere erinnert. Mit über 80 Prozent des globalen Warenhandels ist die Schifffahrt der größte Wirtschaftssektor im maritimen Raum. Damit kommt ihr nach Ansicht der International Maritime Organization IMO eine Schlüsselrolle beim Schutz der Meere und einem nachhaltigen Umgang mit ozeanischen Ressourcen zu. So engagiert sich die IMO in ihren 176 Mitgliedstaaten mit einem internationalen Regelwerk und vor allem mit einer stetig wachsenden Zahl technischer Unterstützungsprojekte für saubere und sichere Meere.

ShrimpWiz: eine KI als Garnelenhüterin
Die bei uns im Handel erhältlichen Garnelen stammen in der Regel aus landbasierten Zuchtanlagen, oft von außerhalb der EU. Eine artgerechte Haltung in diesen Anlagen ist jedoch aufwändig und nicht immer gewährleistet: Die Betreiber müssen die Tiere regelmäßig abfischen, um den Zustand der Zucht zu kontrollieren. Dies führt zu Stress und mindert das Tierwohl. Unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts untersucht jetzt eine Forschungsgruppe gemeinsam mit dem Unternehmen Oceanloop, wie eine landbasierte Garnelenzucht aufgebaut werden kann, die das Tierwohl garantiert und dabei wirtschaftlich für Unternehmen ist. In diesem Projekt „ShrimpWiz“ zählt und analysiert eine KI den Bestand, identifiziert kranke Tiere und steuert auch die Versorgung.
Dr. Stephan Ende, der Koordinator des Projekts am AWI, ist überzeugt, dass hier der Schlüssel zu Fragen des Tierschutzes in intensiven Aquakulturanlagen liegt: „Der Einsatz von Bilderkennungssoftware zur Messung der Garnelen ermöglicht eine genaue und nicht-invasive Überwachung von Tierschutz und Produktivität in der Garnelenzucht – 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Die Klarwassertechnologie in Kombination mit unserer Software ‘Early Welfare Alert’ kann der Ausgangspunkt für jede Tierschutzkennzeichnung in der zukünftigen Garnelenindustrie sein.“
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Mit der Polarstern durch Raum und Zeit
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Packeises sind die „Stationen“ der aktuellen Fahrt des AWI Flaggschiffs Polarstern. Auf der CONTRASTS genannten Expedition im Nordpolarmeer untersucht ein internationales Forschungsteam die Rückkopplungen zwischen Klimaerwärmung und Rückgang der Eisschollen auf dem Meer. Davon gibt es drei Typen, die die Arktis der vergangenen Dekaden, der Gegenwart und der Zukunft repräsentieren: Einjähriges Meereis aus dem vergangenen Winter driftet häufig am Rand der Eiszone und wird voraussichtlich die Arktis der Zukunft dominieren. Zweijähriges Meereis treibt über die Polkappe, bis es in der Framstraße schmilzt; es ist charakteristisch für die Gegenwart. Mehrjähriges Meereis schließlich hielt sich jahrelang nördlich von Grönland und Kanada; es stammt aus der sogenannten „letzten Eiszone“ nördlich von Grönland und war vor Jahrzehnten noch weit verbreitet. Inzwischen führt die Klimaerwärmung dazu, dass auch ältere und damit dickere Eisschollen vermehrt schmelzen.
„Uns geht es insbesondere darum, besser zu verstehen, welches Meereis die Schmelze im Sommer übersteht und welches nicht. Denn die Arktis erwärmt sich im globalen Vergleich besonders schnell und setzt dem Eis durch warme Luft- und Wassertemperaturen von oben und unten zu“, erläutert Dr. Marcel Nicolaus vom AWI, der Leiter der Expedition aus 51 Wissenschaftler:innen. Und weiter: „Unser Ziel ist es, die Rolle von schwindendem und verbleibendem Meereis im arktischen Sommer genauer nachvollziehen zu können, so dass wir auch die zukünftige Entwicklung in der Arktis besser prognostizieren können.“
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Valdivia und das Meer – eine tiefgründige Verbindung
ng, Leidenschaft fürs Meer – so fanden wir unseren Namen Valdivia. Denn „Valdivia“ hieß das erste deutsche Forschungsschiff, das 1898 zu einer systematischen Erkundung der Tiefsee aufbrach. Diese Verbindung motiviert uns, die Erforschung und den Schutz der Meere auch praktisch zu unterstützen: als Mitglied im Förderverein des des Alfred-Wegener-Instituts, der führenden deutschen Wissenschaftseinrichtung zur Meeres- und Polarforschung. Wir laden Sie herzlich ein mitzumachen!