• Zukunft

Mit der “Polarstern”
zum 6. Kontinent:
Klimaforschung in der Kälte

27.05.2025
  • Zukunft

Mit der Polarstern sind wir Ende vergan­genen Jahres gleich­sam aufge­brochen, uns noch stärk­er als zuvor für Erforschung und Schutz der Welt­meere zu engagieren. Nun ist das Flag­gschiff des Alfred-Wegen­er-Insti­tuts (AWI) nach mehrmonatiger Forschungs­fahrt wohlbe­hal­ten zurück aus den antark­tis­chen Gewässern. Im Valdivia News­room blick­en wir mit diesem Beitrag auf die Arbeit der Expe­di­tion – und auf eine wichtige Entschei­dung für die Zukun­ft der deutschen Polarforschung.

Auf Expe­di­tion im Weddellmeer

Die jüng­ste Expe­di­tion des Forschungss­chiffs Polarstern stand wieder ganz im Zeichen der Ozean- und Klimaforschung. Im Weddellmeer wurden Daten gesam­melt, die helfen sollen, den Einfluss der Polar­zone und des Meereis­es auf glob­ale Meer­esströ­mungen und das Klima bess­er zu verste­hen. Eine weit­ere Aufgabe war die Versorgung der deutschen Antark­tis-Station Neumay­er III, die zu den knapp 30 ganzjährig beset­zten Forschung­sein­rich­tun­gen auf dem 6. Konti­nent zählt.

Klimafak­toren im Mittelpunkt

Ein zentraler Forschungs­ge­gen­stand waren die Wech­sel­wirkun­gen zwis­chen Ozean, Meereis und Atmo­sphäre. Auf dem Meereis wurden dazu Bohrk­erne gezo­gen und Schneep­roben unter­sucht. Paral­lel dazu stat­tete ein Forschung­steam Weddell­robben mit Satel­litensendern aus, um Erken­nt­nisse über ihr Tauchver­hal­ten und die hydro­graphis­chen Bedin­gun­gen unter dem Eis zu erhalten.

Zum Einsatz kamen fern­er die autonomen Argo-Flöße, die über Jahre hinweg mit der Strö­mung treiben und gleichzeit­ig Tiefen­pro­file erstellen. 41 Flöße und 27 fest verankerte Mess­bo­jen wurden ausge­bracht; 33 ausge­di­ente Bojen konnten einge­holt werden. Auch die Beschaf­fen­heit des Wassers selb­st war Ziel von Unter­suchun­gen. Soge­nan­nte CTD-Sonden (Conduc­tiv­i­ty, Temper­a­ture, Depth) analysierten Wasser­säulen bis in 5000 Meter Tiefe. Dabei maßen sie 135 mal neben Temper­atur und Leit­fähigkeit auch Werte wie Fluo­reszenz, Sauer­stoff- und Salzgehalt.

Topogra­phie und Leben in der Tiefe

Eine weit­ere Aufgabe der Expe­di­tion war die Vermes­sung des Meeres­bo­dens. Dazu wurden während der Fahrt durch Sonar kontinuier­lich Daten aufgeze­ich­net – schw­er­punk­t­mäßig in einem Gebi­et des südlichen Weddellmeers, das etwa die anderthalb­fache Fläche Bremens umfasst. Dabei kam auch ein einzi­gar­tiges Mess­gerät zum Einsatz: das OFOBS (Ocean Floor Obser­va­tion and Bathym­e­try System). Es schwebt knapp über dem Meeres­bo­den und macht dabei Foto- und Videoauf­nah­men. So ermöglicht es den Wissenschaftler:innen Einblicke in die exotis­che Lebenswelt in den unter­sten Metern der Wasser­säule und kann zusät­zlich die Topografie hochau­flösend vermessen. Fast wie „unsere“ Valdivia vor 125 Jahren war das OFOBS auch mit einem Fischnetz ausges­tat­tet und half so, die isoliert leben­den Eisfis­che und ihre Brutnester weit­er zu erforschen.

Ein wichtiger Schritt in Rich­tung Zukunft 

Seit Anfang des Jahres arbeit­et man bei thyssenk­rupp Marine Systems in Wismar daran, die Nach­fol­gerin der aktuellen Polarstern zu entwer­fen. Damit kann das Alfred-Wegen­er-Insti­tut nun mit Zuver­sicht auf die Fort­set­zung sein­er wertvollen Arbeit und die inter­na­tionale Erforschung beson­ders der polaren Vereisung blick­en. Bere­its im Dezem­ber 2024 hatten das Bundesmin­is­teri­um für Bildung und Forschung sowie der Haushalt­sauss­chuss des Deutschen Bundestages der Auftragsver­gabe zuges­timmt. Im Febru­ar informierte sich dann der dama­lige Bundes­forschungsmin­is­ter Cem Özdemir persön­lich über den Neubau, das für den Forschungs­stan­dort Deutsch­land und den Klimaschutz Maßstäbe setzt – zum Beispiel mit grünem Methanol als möglichem Treibstoff.

Ein neuer „Leit­stern“ für die Polar- und Meeresforschung 

„Wir freuen uns riesig, dass der Bau (…) nun begin­nen kann“, sagte AWI-Direk­torin Prof. Dr. Antje Boetius. „Was im Ozean und den Polar­re­gio­nen passiert, betrifft die gesamte Menschheit. Der Ozean ist über­lebenswichtig durch seine Funk­tion als Wärme- und Kohlen­stoff­spe­ich­er. Er ist voll von faszinieren­dem Leben, das es zu schützen gilt. Meere und Küsten ernähren uns, sind Erhol­ungs­ge­bi­ete, liefern regen­er­a­tive Energien und Mate­ri­alien und eröff­nen glob­ale Transportwege.“

Die neue Polarstern ist als schwim­mende Forschungsplat­tform konzip­iert, die auf ein breites Spek­trum meereswis­senschaftlich­er Diszi­plinen eingerichtet ist – von der Geolo­gie und Geophysik über die Meeres­bi­olo­gie und Ozeanogra­phie bis hin zur Meereis- und Atmo­sphären­forschung. Etwa 60 wissenschaftliche Expe­di­tion­steil­nehmende und 50 Crewmit­glieder werden auf dem knapp 160 Meter langen und 27 Meter breit­en Neubau Platz find­en. Neben verschiede­nen Labors und fest instal­lierten Forschungs­geräten wird die Polarstern II auch mobile Systeme wie Unter­wass­er- und Flug­drohnen mit sich führen.

Valdivia und das Meer – eine tief­gründi­ge Verbindung

Tief­gang in der Leis­tung, Leiden­schaft fürs Meer – so fanden wir unseren Namen Valdivia. Denn „Valdivia“ hieß das erste deutsche Forschungss­chiff, das 1898 zu einer system­a­tis­chen Erkun­dung der Tief­see aufbrach. Diese Verbindung motiviert uns, die Erforschung und den Schutz der Meere auch prak­tisch zu unter­stützen: als Förder­er des Alfred-Wegen­er-Insti­tuts und des Projek­ts „One Earth One Ocean“ zur mariti­men Müllentsorgung.

(Bldquelle: AWI)

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